Charakterologie

182 Aus der medizinijchen Pfychologie

wir ihm nun eine jtarfe Abfuhrfähigteit, Tajjen aber im übrigen jein geringes Niveau (nur auf niedere Erlebnijje anjprechend, nur die niederen lange in jic aufbewahrend, ohne fie zu verarbeiten), jo haben wir eine Grundlage, die bei einem Schuß ajozialen Wejens den Triebverbrecher ergeben fann. Schneller Umjat der ftarfen Trieberregung in die Tat. — Geben wir ihm aber anjtatt der Eindrudsfähigkeit für niedere eine jolhe für höhere Erlebnijje, jo entjtebt (bei ge= tinger Leitfähigfeit) der empfindfame zarte Typ: Wegen der jtarfen Beeindrudbarkeit (wenn wir obendrein ftarfe Retention anjeßen) ijt er den Erlebnijjen jebr ausgejeßt, Tann fie aber nicht in die Tat umfeßen. Geben wir ihm dagegen itarfe Leitfägigfeit noch hinzu, jo wird er zum Derwirflicher jeiner jtarf erlebten Ideen, und wenn wir nod) hohe innere Aktivität anjegen, d.h. gute Derarbeitung und für fein ganzes Wejen fruchtbare produftive Gejtaltung der Exlebnilie, jo fommt ein Charakter von hohem „Stil“ heraus, fehr edel. Bei allzu geringer Eindrudsfähigfeit für niedere Erlebnijje wird er etwas bla fein, entweder allzu „geiltig“, „intelletuell" — oder, wenn es mehr nad) der fünjtlerijchen Seite geht (was durd; diefe Sormel nicht. mit erfaßt wird) ein bejonders „feiner“ Cha= tatter, ein „[chöner“ Menjd, eine „[höne Seele“. Die gute Abfuhr der Erregungen in die Tat garantiert, daß nicht nur das innere, jondern aud; das äußere Leben gejtaltet wird, die geringe Eindrudsfähigfeit für Erlebnijje der Triebjphäre aber wird troßdem über jeine Handlungen eine gewilje Unvitalität und Zartheit aus= breiten, jo daß man nicht eigentlicy von „Taten“ iprechen Tann, zu denen immer eine in den tieferen Schichten jtarf ausgeprägte Perjönlichkeit gehört, ujw.

Ewald verwendete diefe Sormel zur jhnellen Unterrichtung über pjychopatbiide Typen von Jugendlichen, wozu jie fraglos gute Dienite Ieijten fan, zumal jie jelbjtverjtändlich zuläßt, alles Bejondere, das von ihr nicht miterfaßt wird, binzu= zufügen. Anjprudy auf Dollftändigteit („Algebra des Charakters“) Tann feine noch jo vielfältig gegliederte Sormel einer Charaftereinteilung maden.

Würdigung und Kritif diefes Syftems.

Wir bejchränten uns auf die Kritik des legten Abjchnittes; die Gliederung des prozejjualen Derlaufes einer Erlebnisverarbeitung. Der prinszipielle Wert diejer Dierteilung braucht nicht ausdrüdlich fejtgeitellt zu werden. Wir itellen darum gleicy die weiterführende Grundfrage, die an alle Derjuche zu jtellen ijt, die nicht Ausprägungstypenbilder, jondern einzelne funda= mentale innere Wirkfattoren jildern. Zum erjtenmal im Derlaufe unferer Daritellung tritt uns hier ein joldyer Derjuch entgegen: nicht Endtejultate der charakterlichen Prozejje werden jo bejchrieben, wie jie jich als geitaltete Bilder darbieten, jondern es werden die charafterbildenden Prozejje jelbjt bejchrieben, eingeteilt, in ihrer unterjchiedlichen Sunftion einander gegenübergeitellt, und das Endrejultat, der jeweilige harafterliche Typ, wird aus dem Zufammenwirfen diejer Prozekarten abgeleitet, Wir jteben