Charakterologie

Würdigung und Kritif diejes Syjtems 185

Materielle, fondern das Biologijche, Ganzheitliche, Dynamijche, Sinale betont. Um nur einen Sundamentalunterjchied zu nennen: der Körper baut jich in feinen immer wiederholten Prozejjen der Aufnahme und Derarbeitung des Aufgenommenen zu immer der gleichen Sorm auf (die nur im Wandel von Jugend über Reife zum Altern eine in id) wiederum eindeutige Kurve der Wandlung bejchreibt). Die Seele baut ji zu grundfäglich immer neuen Sormen auf. Der Charafter hat eine gänzlidy andere Art, in der Sorm, nicht nur in der Quantität, zu wachjen. Diejer Unterjcied allein genügt jchon, um zumindejt fraglich zu maden, ob die Analogie zum Körperlich-Biologiihen als Beleg einer wirflicyen „Richtigfeit" der Theorie des inneren Aufbaus genommen werden darf.

Die Wilfenihaft wird jede Theorie des inneren Aufbaus, die Charaftererjcheinungen verjtehbar macht und in jich widerjpruchslos und organijch ilt, anerkennen. Saljch aber wäre es, wegen der vielen „überzeugenden“ Züge einer folhen Theorie, jie als Bejchreibung eines empirijch vorliegenden Tatbeitandes zu deuten. Dak wir es audı bei diejen überzeugenden Theorien legten Endes mit Bildern zu tun haben, die auf die allein empirijd) ge= gebenen Charatteräußerungen „pajjen“, zeigt jich am beiten, wenn man verfchiedene joldher Bildmodelle des Innern miteinander vergleicht.

Der Unterjchied 3. B. zwijhen der alten Affoziationspjychologie und unferer heutigen Seelenauffaljung ijt der, daßim alten Bildmodell der Seele der „Reiz“, der in die Seele eindrang, die tragende Hauptperjon des fi daran anjdliegenden Drozeljes blieb. Don dem in die Seele Hineindringenden wurde weitergedadit: wie es „jidy” mit anderem verbindet oder nicht verbindet ufw. Im heutigen Bilde der Seele ijt das Ic das die Handlung weitertragende Subjeft. Wir reden nicht mehr von Reizen, die in die Seele eindringen und dort von fi aus dies oder jenes tun, jondern wir jprehen von dem, was wir altiv „aufs nehmen”, und jprechen davon, wie wir es weiterverarbeiten. An die Stelle des Bildes „Seele als Behältnis von Dorgängen, die die Elemente miteinander ausmachen” trat das Bild „Seele als ganzheitlicher, im Id monardjijch z3en= trierter Aufbau”.

Daß dies Bild nicht allein gelten darf, erjieht man aus der Tatjache, dab wir durhaus auch echt von Reizen betroffen werden, daß aud) in uns felbjt nicht alles von uns jelbjt gemadt wird, daß vieles Seelijche „über uns fommt“, „uns ummirft” ujw. Beide Modelle jtellen eben Bildbejchreibungen dar, wie wir uns in etwa voritellen, was da gejchieht, wo wir nicht mehr empirijche Tatjachen ge> liefert befommen. Und an jedem der beiden Modelle ijt Richtiges und Saljches, beijer: Pafjjendes und Nichtpajjendes.

Wie ilt es ferner mit dem Bild, daß der Charakter zuweilen an frühere Erlebnijje und an bejtimmte Perjonen „firiert“ jei? Audı hier gibt es ein anderes Bild, das