Charakterologie

194 Ludwig Klages

Dod; wir lajjen jest die mehr in die Philojophie gehörigen Stagen diejer Grundlagen der Charafterologie und wenden uns feiner Ausdrudslehre zu, mit der Klages für die gejamte Ausdrudswiljenjchaft bahnbrechend wurde.

a) Die Ausdrudslehre.

In der Bearbeitung des Ausdrudsproblems und der Ausarbeitung der Ausdrudslehre der Schrift (Graphologie) jehen wir Klages’ größtes Derdienjt und originellite Ceijtung. Über die Graphologie wird jpäter zu reden jein (S. 276 und 285). Hier zunäcdhit einiges über das Allgemeine des Ausdrudsproblems. Klages hat, wie gejagt, das Derdienit, mit allem Nachödrud die Einjeitigfeit der „interpretativen Grundhaltung” in der Deutung des Ausdruds aufgedecdt zu haben. Das Ausdrudsproblem ijt jeitdem viel diskutiert worden, aber immer fonzentrijcher in diefer von Klages vertretenen Richtung.

Der Unterjchied der Klagesihen (und heute allgemeinen) Auffajjung von der jogenannten interpretativen Grundhaltung ijt jchon S. 24 dargeitellt. Auf alles dort Gejagte muß hier verwiejen werden. Die Ausörudslehre ijt natürlich nicht zufällig als Spezialgebiet der Charafterologie von Klages be= arbeitet worden. Klages’ entjchiedener Wille, zur Ganzheit der Seele hinzufinden, ließ ihn von jelbt diefen Niederichlag des Charakters jtudieren, der nur begriffen werden fann, wenn man ihn nicht zerlegt in Zeichen, die dies, und foldye, die jenes bedeuten. Der Charakter gibt jicy nicht jtüdweile, fondern jtets in einheitlihem Bilde, wie denn der Bilöbegriff für Klages überhaupt eine tiefe Bedeutung gewinnt. Klages ijt hier durchaus Künitler, Dorträtijt. Und jelbit das „Suiten“, das er jo gedanklich wie möglidy aus diefen intuitiven Ganzheitserfajjungen herauslöft, ijt eher einer Äjthetit der Deutungsfähigfeit und einer praftijchen Kunitlehre zu vergleichen, als einem echten Syjtem aus über und untergeordneten Begriffen. Ja, wo Klages fi um tabellarifche Syitematit bemüht, möchte man gerade die Grenze feiner Leiftung jehen. Darum ijt jehr zu begrüßen, daß er neben der grundlegenden graphologijchen Lehre („Handjchrift und Charakter”) nody ein Graphologijches Lejebuc herausgab, das Analyjen von hundert Handichriften aus der Praxis enthält. Dem Lejer, der in die Charatterologie eindringen will, jei die Bejchäftigung mit der Ausdrudslehre dringend angeraten. Aus dem Wejen der Seele als einem Prozeß des Sich-äußerns

mit den Augen der Geiftesfeindfhaft” (!). Nun mag man zur Geijtesfeindjchaft bei Niegjche jtehen, wie man will. Daß Geijtesfeindfchaft eine Haltung ohne Dor= eingenommenheit und Wohlwollen jein joll, wird man nicht behaupten Tönnen.

EEE