Charakterologie

Würdigung und Kritik 209

Um nicht mit diejer Sfepjis zu jchliegen, die leicht zu faljcher Radikali= jierung führen fönnte, fei nur furz folgendes gejagt:

Es muß gegenüber diejer „Entlarvung“ des „Eigenjchaftsbegriffes” als Typenbegriffes offengelajjen werden, ob es nicht neben den (meijten) Typenbegtiffen, die nicht umgedeutet werden dürfen in Saftoren innerhalb des Charakters, doch aud) einige gibt, die diefe Umdeutung als berechtigt zulajjen. Richtiger, ob nicht hinter einigen Typeneinheiten audy jahlidhe einheitliche Sormbildungsfattoren im Charakter liegen, auf die wir die einheitliche Bildgejtalt zurüdführen fönnen. Das gilt wahrjcheinlic) in erjter Linie von den biologijchen Begriffen. „Selbjterbaltungstrieb” ijt 3. B. ein Beatiff, der augenjcheinlicy mehr ijt als nur ein Typenbegtiff, der augeniheinlich hineinweiit in den Charakter (entjprechend der Du-Trieb, der als Sortpflanzungstrieb jeine tiefe biologijche Deranferung hat).!) Die Ableitungsverjuche echt innerlicher Charafterjtrufturen am Leitfaden jolcher Typenbeariffe, die aus dem Biologijchen genommen find, haben zweifellos Ausficht, mehr als nur Bilögeitalten des Charafters zu liefern. (Doch bildet auc) dann der Typenbegriff den Ausgang und muß — fiehe die Anmerkung zum vorigen Sa — dann wahrjcheinlich recht jtarf modifiziert werden, um zu einerjahlichen Sormeinheit zu führen.) Aber nicht nur im Überblid über die ganze Naturreihe von Pflanze bis zum Menjchen, jondern auch in der Menjhjphäre als bejonderer weijen offenbar einige Tuypologien tiefer. So etwa der Gegenjaß des produftiven und reproduftiven Menjchen (j. S. 179), der des autijtijch aus fich jelbjt lebenden und des vorwiegend aufnehmenden und jich mit der Umwelt ausgleichenden Charakters. Hierhin gehören au die großen Typologien Kretihmers und Jaenjhs; — da beide feine „jauber” fonträr aufgebauten Syjteme jind, möchten wir ihnen als Dorzug in diejer Hinjicht anrechnen. Und jo gibt es ficher noch manches. Esijt aber aucd) nicht zu verfennen, daß jolhen Begriffen dann auch immer jofort etwas Konitruftives anhaftet (j. unjere Kritif an Jaenjch!), eben weil jie nicht direft von den finnfälligen Charakterbildern abgenommen find, die das urjprünglich Gegebene daritellen, jondern weil fie jchon durd die

1) Hingegen follte uns vielleicht die allzu are fonträre Gegenjätlichkeit (Ih-Trieb — Du-Trieb; Selbjterhaltung — Selbitaufgabe) wieder mißtrauijch maden. Die polar-fonträre Struktur jcheint gerade ein Kennzeichen dafür zu lein, daß die betreffenden Begtiffspaare ihre Einheitsform in der Bildjchicht haben. Der fonträre Gegenjab „Selbiterhaltung” — „Selbithingabe” dedt fic nämlih nicht mit dem biologijhen Begtiffspaar „Trieb der Individuumserhaltung und der Atterhaltung“. Dor dem Polaritätsjchema ijt in der Sady-Sphäre prinzipiell zu warnen!

helwig, Charafterologie 14