Charakterologie

212 Die pjychoanalytiihe Charatterlehre

I. Die pfychoanalytifhe Charakterlehre,

1. Die Pfychoanalyfe.

Daß es von je jhwer war, „objektiv“ über die Piychoanalyje zu jchreiben, liegt weniger am pjychologijchen Syjten als jolhem, als an der zugrundeliegenden Stagerichtung und an der weltanjhaulichen Tendenz, in deren Dienjt fie jteht. Es fann einem nicht verwehrt werden, entjcheidende Momente an ihr mit rafjiichen Gegenjägen in Beziehung zu bringen. Die Piychoanalyje zeigt nun einmal deutlicy jüdiiches Gepräge. Damit Tann fie zwar noch nicht wiljenjchaftlicdh abgetan werden. Daß fie aber dadurd in eben ihrer Stagetendenz für uns jehr fremd wirft und es immer einer gewiljen Überwindung bedarf, fih auf dieje Sragerichtung einzujtellen, it ebenjo natürlich.

Damit joll aber nicht behauptet werden, daß die Piychoanalyje für uns in jeder Hinficht jo fremd in ihrer Sragerihtung wäre, daß überhaupt nichts von ihr in unjere Art wiljenjhaftlichen Denfens hinübergenommen werden fönnte. Dielmehr glaube ich, daß vieles an der Piychoanalyje über die rajjegebundene Sragerichtung hinaus durhaus Beachtung verdient, daß aber andererjeits die weltanjchauliche Grundlage, die Sragetendenz, die auf ganz bejtimmte Entwertungen ausgeht (wie gezeigt werden joll), aufs jchärfite zu trennen ijt von diefen audy für uns mitvolbiehbaren Inhalten der pjychoanalytijchen Charafterlehre.

Worin liegt das in diejem Sinne „Sremde” der Pjychoanalyje? — Dah die menjchliche Seele einmal radikal einjeitig unter dem Gejichtspunft des Triebhaften und feiner Anjprüche betrachtet wird, ijt es nicht. Die immer wieder durchichlagende Kraft des Biologijchen kann nur der verfennen, der einjeitig in anderer Richtung fixiert ijt. Srembd ijt an der Pjychoanalyje vielmehr die weltanjchauliche, etbijche Tendenz, mit der in diejer Richtung ge= fragt wird: die Tendenz auf „Entzauberung“. Das unjeligjte aller Leit motive der Wiljenjchaft, das Motto: „dies ijt weiter nichts als..." ijt das Aufteizende an der pjychoanalytijchen Einitellung. Es bleibt eben nicht bei dem Nachweis der Triebanteile an großen hochwertigen Leijtungen der Genien, jondern jie jollten damit „entlarpt” werden als „weiter nichts als...” Da Steud und viele jeiner Jünger mit außerordentlicher logijcher Schärfe zu Werke gingen, fam dieje Tendenz oft nur nod) als ferner Hintergrund zum Dorjchein. Oft aber jchlug fie aud) deutlich genug dur) als allgemeine Entzauberungsjucht von bisher hochgehaltenen Werten, und ohne Stage bezog die Pfychoanalyje einen großen Teil ihrer Wirkung gerade aus diejer