Charakterologie

Allgemeine Stellung der Piychoanalyje 213

Tendenz, auf die eine rejjentiment-bereite Epodye notwendig „anjpringen” mußte. — Bei Sreud jelbjt fämpft ein nicht zu leugnendes Pathos mit diejem jehr tief liegenden dumpfen Wunjch nad} pejfimiitiicher Entzauberung. Bei manden jeiner Anhänger aber jchlug nur nod) diefer Wunjch duch, der ihre Arbeiten oft ärgerlich oberflählich, oft peinlich unfauber mad}t.

Die Pfychoanalyjfe wurde jehr bald unter dem Gejichtspunft: jüödijches Denten gegen nichtjüdiiches angejehen. Sie wurde aber auch von jüöiichen Sorichern heftig befämpft (W. Stern) wie anderjeits von nichtjüöijchen angenommen. Heute jteht jedenfalls inmitten unjerer wiljenjchaftlichen Kultur in der Pfychoanalyje eine Lehre da, die nicht ohne weiteres beijeite gejchoben werden Tann.

Es gibt faum einen wichtigen Sa& der Piyuchoanalyje, der nicht in Sorm und im Rahmen der Tendenz, in der er jteht, Widerjtand hervorrufen muß. Das beginnt mit dem Grundgedanken, die menjcliche Seele als ein ge= Ichlofjenes Syitem von Kräften aufzufafjen, mit der Annahme einer „Erhaltung diejer pjuhildhen Energien“ (parallel dem Sat von der Erhaltung der Energie in der Phyjit). Abitoßend ijt die Tendenz, alles Menjchliche, Schidjalhafte von der mediziniichepfychologijchen Seite her fajjen zu wollen, und diejen einen von vielen Gelihtspunften zum alleinherrfchenden zu er= heben. Und das Unjympathiiche erreicht jeinen Höhepunft in dem Streben (befonders der Steud- Jünger zweiten und dritten Ranges), die Kunjtwerfe, die ethilchen Werte, die religiöfen Werte durch pjychologiiche Entlarvung als eigentlich gar nicht werthaft daritellen zu wollen, als Jöole zur Erjatbefriedigung von Trieben, womit ihr Wert und Wahrheitsgehalt dem der Ilufionen und Wunfchträume gleichgejegt wird.

(Richt hierhin gehört aber die Abwehr gegen die Erweiterung des PiychiIhen um das ganze ungeheure Gebiet der unbewukten Dorgänge. Der Kampf gegen diejen Gedanken Steuds wird jehr zu Unrecht auf rafjeunterIhieöliches Empfinden gegründet, womit er nichts zu tun hat. Sadhjlich hat der Kampf gegen dieje Seite der Piychoanalyje auf der ganzen Linie nur Hiederlagen erlitten.)

Aber ebenjo gibt es faum eine wichtige Lehre der Piychoanalyfe, die nicht einen objeftiven Kern hätte, der unjere Beachtung verdiente. Es ijt immer wieder zu betonen, wieviel im Seeliihen unter anderem aud) einer mecha= nijtiihen Betrachtung zugänglid; ift, und nur wer dies vor Augen hat, fannı den andern Gejichtspunft des Nichtmecaniftiichen, des Schöpferijchen wirtlid) fruchtbar madjen. So fiher die Seele fein Syjtem von Energien daritellt, in welhem fi) objektive Kräfte hin- und herjchieben, fo erjtaunlid) bleibt, wieviel Piychiihes faufaler Zurüdführung zugänglich ift, wie