Charakterologie

Die hauptjädlidhiten Thejen 217

der vielmehr erjt aus ihr entiteht, als eine, und zwar durhaus nicht als die einzige, Ausprägungsform der Libido. Andererjeits wiederholt fich hier aber, was joeben unter 6) gejagt wurde: der Libido-Begriff erhält bei Steud doch immer auch [hon die Qualität von feiner in der Entwidlung ipäteren Sorm. Er gilt jelbjt als „jeruell”. Da Steud fonit jtets die jpätere Sorm eines Triebes nad) der früheren benennt, hier aber umgefehrt dem Trieb, ehe er jeruelles Gepräge befommt, die Särbung des Seruellen beläßt, muß fich zwangsweije der (von ihm immer wieder zurüdgemiejene) Derdadht des „Panjerualismus“ (alles ift „jeruell”) auförängen. Das Seruelle ijt bei Sreud einmal nur eine Station der Triebe auf ihrem Entwidlungsgang, dann aber deutlich daneben aud) nod) die Grundfarbe aller Triebe.

8. Die Pjychoanalyje Iehrt eine nahe Beziehung zwijhen der Symbolif des Unbewukten und dem Mythos. Sie juht in den Gebräudyen primitiver Dölker ähnliche Strukturen nadyzuweijen, wie fie au im Leben der hodj= Zultur die Grundlage unjeres feeliichen Dafeins bilden (als Ardhaijches in uns) und fich befonders deutlich in Neurofen und Piychojen zeigen.

Die methodiihe Bejonderheit, zugleich eine der grundlegenden inhaltlihen Lehren, liegt aljo vor allem in der Sinngebung an bisher als finnlos empfundene Dorgänge (Traum, Zwangshandlungen ujw.). Sie wird ermöglicht durdy das Syitem der Seele als einer mehrjchichtigen Struftur: „Tiefenpfuchologie“; — „antagonijtiihe Spannung” an Stelle der einfahen Einheit; — jeeliiher Proze& als Kampf zwijchen Id und Es. Bis hier haben wir nun eine Lehre vor uns, die an jih nody ganz außerhalb aller Wertung jtehen fönnte, die jogar eine Stüße für die religiöjen und fittlihen Theorien bilden fönnte, die von Kirche und Philojophie bisher gelehrt wurden. Das foll furz gezeigt werden.

Zwar wird in diefem Lehrgebäude das „Niedere”, der „Trieb“ als der Ausgang und als die widhtigjte Wurzel des feelifhen Lebens gejdildert. Aber gerade bei diejem in jich gegenjäglichen Modell der Seele tommt die Souveränität des Höheren und die Sähigfeit des Ichs, diefes Höhere zu verwirklichen, deutlich heraus. Das Niedere, aber Mädhtigjte in uns, die triebhafte „Natur“, ijt unter die Lenkung, unter die zenjurierende Alus= wahl des Höheren geitellt. Die unmittelbare Erfüllung der Triebe wird dadurd) zu ganz großem Teil verjagt. Sie müjjen ji) jublimieren, höhere Arbeit Ieiften, müflen ich in geijtige, joziale Impuljfe umjeßen, wertvoll werden, — fie müfjen nicht nur für die einfache Erhaltung des Individuums und der Art jorgen, jondern aud; für die Höherfteigerung der Werte. Zwar