Charakterologie

Die Therapie 221

und frei von allen Beimijchungen, die noch den Anteil unbewuhter Affefte an fi) tragen. Der Arzt ijt am Schluß nur der Helfer gewejen zu einer vom Patienten jelbit zu leijtenden Arbeit, nur der Spiegel des Innern des Patienten, nur die Brüde zur Rüdfehr ins reale Leben.

Es liegt alfo durchaus nicht etwa im Sinne der Analyje, daß der Patient jelbitgenießeriich fi) in der Analyje in fein interejjantes Leiden vertieft, wodurch er ja wieder nur vor dem echten Handeln entfliehen würde.

Cajjen wir jet zur Erörterung des Grundjäglicen einmal ungeprüft, wieweit die wirffihen Analytifer die hohen Anforderungen erfüllen, die danad) an fie zu jtellen find, jo müjjen wir aud) hier jagen: die Tendenz, io herausgearbeitet, wie es hier gejchab, ijt zweifellos eine tiefe, fittlich wertvolle. Sie jteht mit allem traftvollen Lebensgefühl in Eintlang.

Ja, man fann nod einen Schritt weitergehen. Aus der Praris der Analyjfe müßte entgegen aller medanijtiihen Auffaljung der Seele die deutlihe Irrationalität feeliiher Kraft folgen, der ihöpferijhe Impuls, die freie Derantwortlichfeit des Menjchyen, der es niemals erlaubt jein fannı, fi auf unglüdlidye „Mechanismen“ feines Innern zu berufen. Denn alles, was die Analyje eritrebt, ijt ja nur die Steilegung, ilt die Sentung des [chöpferiichen aktiven Impulfes in die rechte Bahn, der aljo aus jich jelbjt wirfen muß.

c) Der weltanjhaulihe Hintergrund der Sreuöjdhen Lebre.

Weltanihauliche Hintergründe jind da bejonders wichtig, wo wie bei Steud eigentlich der Anjprudy erhoben wird, völlig nüchtern und rein jad}> lich zu Werfe zu gehen. Das aber ijt hier durchaus nicht der Sall. Sreud iit der Typ des „entzaubernden Naturforjchers“. Er meint, mit der Auf zeigung der Mechanismen den Wert der dadurd) erklärten höheren Leiitungen zu treffen und gerät dadurd) in ein tief pejjimiltiiches Weltbild. Wie jo häufig, ijt aud) hier „Aufklärung“ Romantif mit anderem Dorzeichen. Es geht um weltanjhauliche Grundgedanten, um jehr tief liegende Entzauberungstendenzen, in deren Dienjt aud die jheinbar nüchterniten Thejen jtehen.

Steud hat feine pefjimiftiihe Blidrichtung fonfequent zu Ende gedacht in feinem Werf „Jenjeits des Lujtprinzips“. Solgerichtig fommt er in diejer Arbeit dazu, als das Eigentliche, das Iekte Ziel des Lebens die Rüdfehr in die von allen Wirrnijfen und Kämpfen befreite anorganijche Natur an= aulehen, in die ftrebensloje Ruhe des Nirwana. Der Lebensprozeß jtellt ih ihm dar als „Umweg“, zum Tode zurüdzufehren. Leben ijt Störung des Gleichgewichts der ewigen Ruhe. (Derwandtichaft mit der öjtlicyen