Charakterologie

220 Die pjychoanalytiiche Charakterlehre

und damit fraftoolle Lebensgeitaltung jein farın, wenn das Unechte aus jeinem Bewußtjein wieder weggenommen wird, wenn Bewuhtes und Unbewußtes wieder gegeneinander ausgewogen werden. Der Patient joll der vollen Wirklichkeit des Lebens gegenübergeitellt werden. Er joll einjehen, daß und wo er ausweicht, und welche Ziele er (b3w. fein Unbewußtes) wirflicy erjtrebt, um dieje Ziele dann entweder aud) bewußt gegen alle Hindernijje zu vertreten, oder fie bewußt fich jelbjt zu verbieten, das heißt: fie zu verarbeiten, ftatt fie zu verdrängen. Er joll alfo jeine Ziele direft angehen, nicht vor fich jelbjt jich „vorlügend“ heimlich und auf Ummegen feinem Unbewußten Erfüllung gewähren. Die eigentliche Arbeit muß alfo in jedem Salle der Datient jelbit leijten. Ihm muß insbejondere verwehrt werden, ji den Aufgaben zu entziehen, die durch jeine inneren Derjchiebungen zu ausgejprohen unangenehmen gejtempelt werden. Er muß mit Hilfe des Arztes den Kampf gegen jih aufnehmen, damit er den Kampf gegen die wirkliche Welt bejtehen Tann.

In der Behandlung wird ihm gleihjam jhon ein Modell der Wirk lichfeit präfentiert. Er wird nicht damit Öurchgelafjen, daß er aus irgendwelhen logiihen Gründen heraus jich diefer Sorderung entziehen will, indem er intellektuellen MWiderjtand leijtet, hinter dem fie) in Wahrheit nur Widerjtand gegen die Zumutung diejer |hweren, aber notwendigen Sorderungen verbirgt. Er wird auch nicht damit durchgelajjen, dal er jich ihnen dadurch entzieht, daß er jcheinbar völlig willfährig allem zujtimmt, was von ihm gefordert wird; oder indem er eine deutliche Zuneigung zum Arzt „produziert“, die doch nur den Zwed hat, jich der weiteren Behandlung zu entziehen. Da der franfe Menjch durch diefe Behandlung zunädhjt qleichjam frei in den leeren Raum geitellt wird, ihm jede Stüße entzogen und ihm die ganze Wucht der jchweren Lebensaufgabe zuge= mutet wird, jo gejchieht es nämlich in der Regel, dak der Patient fich jett intenfiv an denjenigen Menjchen Zlammert, der ihm noch der einzige Halt ijt — eben den Arzt. So „überträgt“ der Patient dann die Bindungen jeines Unbewußten auf den Arzt, damit fie, wenn auch nicht am urjprünglit) gemeinten Gegenjtand, jo doch überhaupt eine Erfüllung finden. Diejfe Übertragung nimmt der Arzt zwar zunädjt bin, erjtens weil der Patient damit fanfter in die fonjt allzu jchwere Situation des vollen wirklihen Lebens hinübergeführt wird, dann aber vor allem, weil jicy in der Art diefer Übertragung — genau wie im Widerjtand — das „Eigentliche” verrät, das im Unbewußten jitt. Die Übertragung muß dann aber wieder abgehoben werden. Die Analyje ijt erjt dann gelungen, wenn die Beziehung zum Ätzt zur normalen Danfbarfeit gegenüber einem Helfer geworden ijt