Charakterologie

290 Zufammenfajfung und Abjchluß

jophijcher Gedanfenbauten porträtiert wird. Hur jollte feiner jein Porträt als allein gültiges Abbild des Originals auffajjen, jo „richtig“ (d. h. „treffend“) es au; fein mag. Indem die Charafterologie effektiv auf das „Ma= len“ angewiejen ijt, auf die bildhafte Zujammenfafjung zu Geitalten, mijchen fich in ihr, wie fid) ja aud) fonjt deutlid) zeigt, Kunjt und WiljenIchaft, Sühlen und Denfen, Gejtalten und Erkennen zu einer unlöslichen Einheit.

Darum fann die fonfrete charafterologiihe Sorihung audh nit auf> gefordert werden, jich doch endlich zu einer einheitlichen Marjchroute zu= jammenzufchliegen oder ji} von allen „Einfeitigfeiten der Perjpeftiven“ loszulöjen und aus einer für alle gemeinjamen Blidrihtung weiterzuforjchen. Zu diefem Irrtum fönnte nämlic gerade das verleiten, was in diejem Buche angejtrebt wurde: die leßtlihen Gemeinjamtfeiten aller bedeutenden Syjteme aufzuzeigen. Aber jolche Gemeinjamtfeiten jeben und. zeigen bedeutet ein Herausrüden aus einer Sorjhungsrihtung damit aber überhaupt einen (vorübergehenden) Derzicht auf produftive Sorjchung. Denn die ijt gebunden an eine genaue Perjpeftive.

Eine zweite, gleichfalls vielen bedeutenden Charafterlehren gemeinjame Stagerichtung jheint uns in all den Derjudhen vorzuliegen, die auf ge= netijhe Geitalten ausgehen, das Charatterlihe vom Biologijhen her erforjchen wollen. Dahin gehören die wertvollen Erfenntnijje der Piychoanalyje, ferner die Gliederung des charakterlichen Prozejjes in feinem jeweiligen Prozekverlauf (die Phajen: Aufnahme, Aufbewahrung, Derarbeitung und Ableitung, wie jie von Kretichmer gejchildert wurden), und die philofophifch-anthropologiihen Syjteme, die vom Lebensganzen auf den Charakter hinabführen. Aud) da liegt hinter allen Bildern deutlic) eine Gliederung der Sache. (Immer aber nicht der Sache bei id) jelbit, jondern in ihrer Äußerung, in welcher jie erjt ihr Selbjt gewinnt.) Diejes Schema ijt vom allgemeinjten Ajjimilationsvorgang abgenommen und beweiit in feiner Braucdhbarfeit, daß die Seele weitgehend in ihm verjtehbar wird. Der allgemein kritiiche Dorbehalt, daß auch diefe Bilder immer nod} Bilder find, und die Sorderung der grundjäglihen Offenhaltung der Möglid) teit, daß fi) an irgendeinem Punftte das Auseinandertreten von Bildmodell und Sadje zeigen fann, wird dieje Richtung nicht mit negativer Stepfis belajten, jondern ihr nur größte Sorgfalt im Prüfen der methodiichen Sundamente auferlegen.

Ein weiteres Grundproblem, um das alle modernen Syjteme freijen, und das zur Zufammenfaffung viel leiten Tann, ijt die Stage nad) dem gejchloffenen oder offenen Syjtem, und mit ihr die Stage nad) der