Das Nordlicht. Bd. 1-2
Auf einmal muß der Sänger tief verstummen!
Der Knabe fort! — Kaum ahnt er, was er sprach.
Sein Wunsch folgt still den Klängen, die versummen: Er sinnt dem Liede traumergeben nach.
Vielleicht wird sich der Abend schwarz vermummen? Schon grauts, bevor der Tag zusammenbrach.
Kein Jüngling da? Wer wagt es, ihn zu stören!
Die Hirten konnten fern die Leier hören.
Nun kommen Männer, bringen fette Stiere!
Sie haben sich, beim Sang, nicht vorgetraut. Doch blieben sie, daß sich kein Klang verliere, Geheim im Busch, aus dem sie zugeschaut.
Sie schreiten stolz auf ihre Opfertiere!
Ihr Blick ist froh. Und jedem folgt die Braut. Sie bitten: »Opfre nun auf dem Altare,
Denn Blut entilammt die Glut vom Sonnenaare!«
Der rote Flügelschlag der Scham erzuckt im Dichter. Er spricht: »Hinweg den Stier, der mich verdrießt! Erwildertsein durchglüht eure Gesichter:
Verdammt den Opferer, der Blut vergießt.
Doch hier die Hand! Ich rufe euch: Versöhnung!
Ihr bleibt meine geliebte Hirtenschar.
Ein Opferfeuer sei des Sanges Krönung:
Bringt trocknes Holz und Harz für den Altar.«
Nun schürt der Sänger, rasch erblaßt, die Flamme. Der Mensch, die Tiere fühlen fromme Ruh.
Schon knistern Sternlein aus zerhacktem Stamme, Und auch die Sonne sieht nun wieder zu.