Das Nordlicht. Bd. 1-2
Wie? Mag sich der Tag noch am Abend erheitern? Er ist wie von innersten Gluten berauscht,
Schon werden die Wolken, wie Scharen von Reitern, Die langsam verbluten, vom Winde zerzaust.
Das Meer schimmert milchig, doch Purpurglutadern Durchfurehen die tückische, steigende Flut.
Die Wellen zerschellen schon laut an den Quadern, Und Strandpfützen funkeln wie glühendes Blut.
Horcht! Überall donnern jetzt mächtige Wogen, Doch willenlos wiegen sich Möwen darauf:
Auch naht sehon die Flotte in funkelndem Bogen, Und muntre Dephine umziehn sie zuhauf.
Nun sind die Mänaden am Strande entkleidet! Sie haben sich, wie sie das Fischervolk sahn, Gefreut und am Anblick der Knaben geweidet, Und lachend gleich Übermutstreiche getan.
» Pan!«
Das hatte sich schon mit den Blicken besessen,
Vom Meere aus wählte sich jeder ein Weib;
Doch Orpheus steht stumm unter steilen Zypressen, Und manche Mänade begehrt seinen Leib.
Nun ruft wohl die schönste der nackten Gestalten: »O Träumer vom schäumenden, traurigen Meer, Ergib dich den stürmischen Seelengewalten: Versinkst du in mir? O wie wirst du so schwer!
Wir spielen und wühlen in wallenden Flechten, Nun komm und verbirg hold im Gold das Gesicht, Empfange die Wollust von sterblichen Nächten, Entzünde beim Buhlen des Urschauers Licht.