Der Gottesbegriff meister Eckharts : ein beitrag zur bestimmung der methode der Eskhartinterpretation, стр. 86

als so bezeichnend für Eckhart empfand, daß sie als Häresien in der Bulle verdammt wurden. Es sind das RS I 1:a.15 und RS I 5:a.10 in der Rechtfertigungsscrift bzw. a.25 und a.24 der Bulle. Der Bullensatz a.24 (= RS I. 1. a. 15)*) ist dem Traktat vom edlen Menschen entnommen und in so entscheidender Weise verstümmelt, daß Karrer das als eins der wichtigsten Argumente für seine These ins Feld führen kann, die Kölner Anklagekommission sei böswillig gegen Edshart verfahren (Karrer, M.E. 505 ff). Der Text lautet in seiner Quelle:

BgTr. 47,1: underscheid enist noch in der nature gotes noch in den personen / nach der nature einikeit /. Diu göttliche nature ist ein und ieclichiu persone ist ouch ein und ist daz selbe ein daz diu nature ist.

Die Anklagekommission läßt nun den Zusatz aus: nach der nature einekeit! und interpretiert so die Aufhebung der Trinität in den Text hinein, weil sie nur die Gleichheit der Personen im Wesen, nicht aber ihre Unterschiedenheit hinsichtlich ihrer Relationen als Personen betont. Betrachtet man jedoch diesen Text in seinem Zusammenhang, so zeigt sich, daß die ..Inkorrektheit“ der Zensoren durchaus nicht böswillig ist. sondern nur die wahre Tendenz des Textes klar herausstellt. Eckhart kann sich gar nicht genug tun, die Einheit immer wieder zu betonen, und er schließt mit einer Wendung, die genau dem Geiste des „inkorrekten“ Zensorentextes entspricht: BgTr. 47, 14: Ein plibet geliche ein in tüsend werb tüsend steinen als in vier steinen und tüsend werb tüsend ist also werlichen ein simpel zale als ouch vieru ein zale ist. Es spricht ein heidenscher meister, daz das ein ist geboren üz dem obrosten got. Sin eigenschaft ist wesen ein mit eim. Dieser gedanklichen Tendenz entsprechen noch zwei andere Texte aus dem Trostbuc, die die moralische Korrektheit des Zensorentextes durchaus stützen: 55,21: . . gotes eigenschaft, daz er das lüter ein ist sunder alle zuovallent mengi underscheides, ouch in gedenken, das alles, daz in im ist, got selben ist. Das Wesentliche an Gott ist seine Einheit; die Unterschiede der Personen sind für ihn nur unwesentlich und zufällig: cf. BgTr. 26,18: Noch der es rechte erkennen wil, entruowet der güeti, der wärheit und allem dem, das ouch in dem gedanke und in dem namen alleine einen wane oder schatwen keines underscheides lidet, unt getruwet dem einen, ploße allerlei mengi unt underscheid, in dem sich verlüeret

®) Bulle a. 24 (bei Den. 658): Omnis distinetio est a Deo aliena, neque in natura neque in personis: probatur: quia natura ipsa est una et hoc unum, et quelibet persona est una et id ipsum unum, quod natura.

72