Der Künstler zwischen Westen und Osten

2 Auf der Suche nach der

nicht anders als erkennend untersucht werden; beı diesem sogenannten Werkzeuge heißt dasselbe uniersuchen nichts anderes als Erkennen. Erkennen wollen, aber ehe man erkennt, ist ebenso ungereimt als der weise Vorsatz jenes Scholastikers, schwimmen zu lernen, ehe er sich ins Wasser wage.“

In Novalis durchbrach das Gefühl, durch Sehnsucht gesteigert, die Schranke. ‚Die Geisterwelt ist uns in der Tat schon aufgeschlossen, sie ist immer offenbar. Würden wir plötzlich so elastisch, als es nötıg wäre, so sähen wir uns mitten unter ihr.“

In Goethe war es das Leben selbst, das widersprach. Er beobachtete die Natur nicht bloß, sondern versetzte sich in ihre Gestaltungskräfte, und indem er anschaute, was in seiner selbstlos urteilenden Seele sich spiegelte, fand er die Urphänomene.

Fichte durch ‚das Setzen des reinen Ich“, Hegel durch ‚das absolute Wissen‘, Novalis durch ‚‚den Trieb, überall zu Hause zu sein‘, Goethe durch ‚‚die anschauende Urteilskrafi‘‘ schufen Tore zum Übersinnlichen. Kant war in der Tat am Anfang des neunzehnten Jahrhunderts bereits widerlegt. Aber das Bewußtsein davon ging unter, als die Naturwissenschaften heraufzogen. Sie suchten das Lebendige aus dem Toten abzuleiten.

Die ganze Denkart kehrte sich um. Die Natur selbst stützt dieses Verfahren, aber nur insofern sie Verwesung ist: Es scheint nicht unsymbolisch, daß der Harnstoff der erste organische Stoff ist, der durch wissenschaftliches Experiment entstand.