Der Künstler zwischen Westen und Osten

Entelechie des Menschen 3

Johannes von Müller stellte das „Gesetz der spezifischen Sinnesenergien“ auf, wonach nicht nur das Denken ‚nichts über die Dinge auszusagen vermag, sondern nıcht einmal die Sinne selbst. Was ich sehe, existiert nicht draußen in der Welt, sondern drinnen auf der Netzhaut. Das Draußen ist unerkennbar. Die Naturwissenschaft entwickelt sich zunächst ganz im Kantschen Sinne.

Goethes Schauen wird von Darwins Beobachtungsart verdunkelt. Novalıs’ Imaginationen durch die Romantiker in Willkür, Spiel und Ironie verwandelt. Hegels Philosophie des Geistes von Feuerbachs Anthropomorphismus abgelöst. Fichtes Menschenbestimmung „Ich selbst und mein notwendiger Zweck sind das Übersinnliche“ durch Schopenhauers Willensverneinung aufgehoben. Diese wird in Philipp Mainländer Selbstmord. Er tötet sich, konsequent seiner Lehre, der „Philosophie der Erlösung“: „Die Welt ist das Mittel zum - Zwecke des Nichtseins.““ Es folgt das Schicksal, das noch tragischer ist als das Mainländers, weil es nicht wie dieses durch Nicht-mehr-wollen, sondern, im Gegenteil, durch heißesten Lebenstrieb herbeigeführt wird. Nietzsche erprobte sämtliche Systeme am eigenen Leibe. Er nahm alle Schäden der Historie auf sich. Die Entwicklungsmittel der Vergangenheit und Gegenwart, von Empedokles bis Herbert Spencer, erwiesen sich als unzulänglich, um über sich hinauszukommen. Die Denkirrtümer wurden an ihm zu seelischen Leiden und körperlichen Krankheiten. Das Gesetz der Lebensmehrung, eine physische Tatsache, zertrümmerte ihn, >