Der Künstler zwischen Westen und Osten

..

Schillers Europäertum 93

seine Aufgabe nur, wenn er den Weltbürger in sich sucht.

Schiller, der diesem Weltbürgertum zustrebte, entdeckte, daß die verschiedenen Völker Wege dazu sind. Sie führen alle zum Ziel, aber nicht in derselben Richtung.

Nachdem er durch die Briefe über die ästhetische Erziehung des Menschen seinen Geist geweitet und vertieft hatte, schrieb er den europäischen Völkern ihre Dramen, indem er die Seelenart eines jeden im eigentlichsten erfaßte. Er gruppierte sie um den Menschheitsrepräsentanten herum, den er in seltener Reinheit in seinem Inneren trug.

Zuerst gestaltet er den Wallenstein. „Es will mir ganz gut gelingen,“ schreibt er in einem Briefe, „meinen Stoff außer mir zu halten und nur den Gegenstand zu geben. Beinahe möchte ich sagen: Das Subjekt interessiert mich gar nicht und ich habe nie eine solche Kälte für meinen Gegenstand mit einer solchen Wärme für die Arbeit in mir vereinigt. Den Hauptcharakter sowie die meisten Nebencharaktere traktiere ich wirklich bis jetzt mit der reinen Liebe des Künstlers.“ Schiller hat eine vollkommene Objektivität der Gestaltung erreicht.

Die Trilogie wurzelt in einem Völkermosaik, dem Lager. Jede Nation stellt ihren Vertreter. Kameradschaft waltet. Sie fußt auf dem Vertrauen, das man in den Geist des Feldherrn hat, der unsichtbar unter ihnen wandelt. In den Piccolomini verzweigt sich das Drama in eine Vielfältigkeit familiärer und politischer Beziehungen. Zuletzt, im Tode Wallensteins, gipfelt es