Der Künstler zwischen Westen und Osten

Schillers Europäertum 99

Von Romanow, dem kommenden Kaiser, dem Träger der Zukunft, sagt Schiller, daß er das Schicksal ruhig reifen lassen und sich nicht mit Blut beflecken solle.

Dieses Erbfolge-Drama ist nicht vollendet, ebensowenig wie die Mission des russischen Volkes.

Um Schillers Genius herum gruppieren sich die Völkerindividualitäten Europas. Sie werden in seinem Geiste lebendig, weil er das höhere Selbst, das in jedem Menschen der Erweckung harrt, mit seinem Willen aufruft. Wir sehen in Schillers Werken die Erkenntnisse Rudolf Steiners über die Missionen der einzelnen Volksseelen, die dieser in einem herrlichen Vortragszyklus entwickelt hat, auf wundersame Art vorgeahnt. Schiller hat dem Abendland auf weite Zeit hinaus ein neues Ideal, das des europäischen Menschen, gezeigt. Wir erkennen in ihm einen jener Geister, von denen Goethe sagt: „Die Umfassenden, die man in einem stolzern Sinne die Erschaffenden nennen könnte, verhalten sich im höchsten Sinne produktiv; indem sie nämlich von Ideen ausgehen, sprechen sie die Einheit des Ganzen schon aus, und es ist gewissermaßen nachher die Sache der Natur, sich in diese Ideen zu fügen.“