Der Künstler zwischen Westen und Osten

Schillers Staatsformen TOL

Impuls erneuern. Dann gelangt er zu einem tiefer gegründeten Erleben, als dasjenige ist, das er in seinem bewußten Denken, Fühlen und Wollen erfährt,» er kommt in den Bereich übermenschlicher Gewalten. Ein Deutscher, der seine Sprache liebt, kann innerlich nicht zugrunde gehen. Er stößt, indem er sich dem Worte hingibt, auf eine geistig-seelische Welt.

Im Westmenschen waltet der Formtrieb als übernommenes Erbgut und bildet den Menschen von außen, ob er will oder nicht. Stil haben, liegt im Westen nicht im bewußten Willen. Es ist vielmehr etwas Instinktives. Es hat der Westmensch, trotz äußerlicher Beweglichkeit, eine gewisse innerliche Starrheit. Er wird hart, wenn er nicht ein Leben in sich aufnimmt, das spiritueller Art ist. Er muß ein Pascal sein, um nicht an die Erde gefesselt zu werden, oder ein Moliere, um nicht in Verstandesschranken zu verkümmern. Er muß seinen physischen Formtrieb durch Geist, der auf einer niederen Stufe Witz, auf einer höheren Religiosität ist, überwinden, um sich höher zu entwickeln.

Der Osimensch wird durch Triebe, die der innersten Seele entspringen, gebildet, was bereits in den weicheren Formen seiner Körperlichkeit zum Ausdruck kommt. Er neigt schon von Natur zur Mystik und würde darin versinken, wenn er nicht ein festes Gerüste durch das moralische Gebot bekäme. Deshalb sind dem Östen Geister, wie Tolstoi und Solowjew, die eine strenge Schule des Gesetzes durchgemacht haben, vonnöten. Der Russe muß, um weiterzukommen, seinen geistigen