Der Künstler zwischen Westen und Osten

TO2 Schillers Staatsformen

Stofftrieb (im Sinne Schillers sind auch Triebe und Empfindungen als etwas, das die Seele nährt, stofflich zu verstehen) ordnen und klären.

Der mitteleuropäische Mensch kann durch die Schaffung der Schönheit in seiner Seele zum Geiste, der ın der Natur waltet, gelangen und sich auf diese Weise über sein niederes Selbst erheben.

Diese Bemerkungen, die nur im allgemeinen, aber nicht im besonderen gelten, sollen darauf hindeuten, wie die verschiedenen Völker auf ganz anderen Wegen zum guten Europäertum gelangen können.

Wenn es nun für Schiller, wie wir zeigten, deutsch war, den Weltbürger in sich zur Verwirklichung zu bringen, so konnte er nur einen solchen Staat als würdig des Deutschen gelten lassen, der seinen Angehörigen die Möglichkeit gibt, in Freiheit ein Ich zu entfalten, das die ganze Menschheit zu umfassen vermag. Aufgabe des Staates sei es, sagt er, die Bedingungen dazu zu schaffen, daß der Einzelmensch sich vervollkommne. Hier erst beginnt eine geistgemäße Politik.

Das Problem des Staates beschäftigte zu jener Zeit die ganze gebildete Welt. Den Anstoß hatte bekanntlich J. J. Rousseau, der Bürger von Genf, mit seinem contract social gegeben. Rousseau besaß eine tiefe Einsicht in gesellschaftliche Zusammenhänge, die aber durch seine Neigung, das Heil der Menschheit in der Rückkehr zur Natur zu suchen, eine antisoziale und weltflüchtige Färbung erhielt. Er suchte das goldene Zeitalter in der Vergangenheit und nährte dadurch