Der Künstler zwischen Westen und Osten

und die individuelle Entwicklung 103

einen zerstörerischen Trieb in sich, der dann in den Auswüchsen der französischen Revolution durch seine Jünger Verwirklichung erfuhr.

Schiller wandte sich in den prinzipiellsten Fragen gegen Rousseau. Er konnte eine Wandlung der Zustände nur vom Willen des einzelnen erwarten. Er kehrte sich voll Ekel von dem Pöbel, der den Umsturz wollte, ab. Er sah in der Revolution nichts weniger als eine Erfüllung. Bekanntlich unterschied er drei Arten des Staates: den dynamischen, den ethischen und den ästhetischen. Der dynamische ist das Werk der Natur und der physischen Bedingungen, entstehend aus einem Zusammenschluß aus Not, ein Sichpanzern mit mechanischen Kräften, um sich gegen äußere Gewalten zu wehren. Furcht zwingt die Menschen, sich zu Gliedern dieser Phalanx herzugeben. Notdurft schart sie zusammen. Dieser Staat ist nach Schiller das Bild einer solchen Gemeinschaft, die dem Stofftrieb unterliegt. Wir dürfen, gewiß mit Recht, in den Zuständen, die sich aus dem bolschewistischen Regiment ergeben, ein Beispiel solcher Organisation, die sich schließlich selbst zerstören muß, erblicken.

Der zweite Staat, der ethische, ist eine Schöpfung des Gesetzes. Auch hier herrscht Zwang. Diesmal aber kommt er von innen, von einer Pflichtidee, von einem Gebote aus. Was im einzelnen Menschen lebt an Individuellem, hat sich dem Allgemeinen durch die Befolgung eines wenn auch durch Diplomatie mehr oder weniger verschleierten kategorischen Imperativs zu unterwerfen. Ein Abbild dieses Staatssystemes dürfte