Der Künstler zwischen Westen und Osten

10h Schillers Staatsformen

man sicherlich den Völkerbund, wie er von Wilson gemeint war, nennen.

Der dritte Staat, der ästhetische, soll das Werk der Freiheit selber sein. „Freiheit zu geben durch Freiheit,“ so drückt sich Schiller aus, „ıst das Grundgesetz dieses Reiches.‘ Schiller war, als er seine ästhetischen Briefe schrieb, ein Gegner gewalisamer Umwälzungen. Für ihn braucht eine Art des Staates die andere nıcht zu zerstören. Damit der ästhetische Staat den ethischen und dynamischen ablösen kann, muß die Entwicklung des einzelnen Menschen einsetzen, die in dem triadischen Rhythmus

Stofftrieb — Formirieb Spieltrieb

verlaufen muß. Nicht der Nutzen und nicht die Pflicht, nur die Schönheit, die jeder in seinem Leben aus Neigung verwirklicht, ist imstande, am Bau des freien Staates mitzuhelfen.

Diese Umwandlung kann nur stufenweise geschehen.

„Der dynamische Staat kann die Gesellschaft bloß möglich machen, indem er die Natur durch Natur bezähmt. Der ethische kann sie bloß (moralisch) notwendig machen, indem er.den einzelnen Willen dem allgemeinen unterwirft. Der ästhetische allein kann sie wirklich machen, weil er den Willen des Ganzen durch die Natur des Individuums vollzieht.“

Der Unterschied zwischen Rousseau und Schiller besteht darin, daß der erste den vollkommenen Menschen in der Vergangenheit suchte, und zwar auf passive