Der Künstler zwischen Westen und Osten

ııh Schweizerische Natur-Geistigkeit

bild der Gottheit ist, welche schon vor der Schaffung der Welt existiert, konnte ın seiner Jugend, als er die Reise ın das Berner Oberland machte, die stolzen Worte prägen: „Die Vernunft findet in dem Gedanken der Dauer dieser Berge nichts, was ihr imponiert.“ Die Natur ist für ihn ein Vergangenes, die Seele ein Werdendes. Solche Berggesinnung findet man in seiner Phänomenologie des Geistes. ‚Sie lebt auch in Fichtes Wissenschaftslehre und in Schellings Weltaltern. Aber nicht in den Abstammungstheorien Spencers oder Darwins. Diese Denker kommen von unten, jene von oben.

Die deutschen Idealisten denken, was die Schweizer in den Bergen fühlen. Das mag für Erwachsene gelten. Merkwürdig sind die Wege, welche die Geister der Natur, Gnomen, Undinen, Sylphen und Salamander suchen, um Eingang in die Seele der Kinder zu finden. Sie wählen dıe Mütter, und wenn die Mütter zu verbildet sind, die Ammen. Wohl niemand hat in der Schweiz tiefere Wirkung auf die Jugend ausgeübt als die Brüder Grimm mit ihren Hausmärchen. Warum wird uns so traulich, wenn wir sie hören? Weshalb versetzt uns der Tonfall in solches Behagen, daß wir uns lauschend anschmiegen möchten? Weil sie von den Lippen einer Schweizerin kommen; Dorothea Wild, die Gattin Wilhelm Grimms, eine geborene Bernerin, deren Vater ins Hessische eingewandert war und in Kassel die Sonnenapotheke eröffnet hatte, hat die schönsten der Märchen den beiden Brüdern erzählt, bevor sie niedergeschrieben wurden. Von ihr stammen, wie Wilhelm in einem Hand-