Der Künstler zwischen Westen und Osten

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Deutsches und schweizerisches Geistesleben 123

Sprachen sind; undeutsch ist ihm die „todgläubige Seinsphilosophie“; undeutsch der Nützlichkeitsdenker; undeuisch das Dogma Roms; undeutsch, das goldene Zeitalter in der Vergangenheit zu suchen, sich passiv danach zu sehnen, zu träumen, zu schlafen; undeutsch, auf einen Zufall zu hoffen, der alles wandele, amor fatı; undeutsch der Glaube „an irgendein Letztes, Festes, unveränderlich Stehendes, an eine Grenze, diesseits welcher zwar das freie Leben sein Spiel treibe, welche selbst aber es niemals zu durchbrechen und durch sich flüssig zu machen und sich in dieselbe zu verflößen vermöge“, das heißt die kantischen Erkenntnisschranken; undeutsch, sich religiöse Ergebenheit predigen zu lassen und auf den Himmel zu hoffen, während dıe Erde zur Hölle wird; undeutsch vor allem eine Staatskunst, „eine gleichfalls feste und tote Ordnung der Dinge zu finden, aus welchem Toten das lebendige Regen der Gesellschaft hervorgehe und also hervorgehe, wie sie es beabsichtigt; alles Leben in der Gesellschaft zu einem großen und künstlichen Druck und Räderwerke zusammenzufügen, in welchem jedes einzelne durch das Ganze immerfort genötigt werde, dem Ganzen zu dienen. Ein Rechenwerk zu lösen aus endlichen und benannten Größen zu einer nennbaren Summe, aus der Voraussetzung, jeder wolle sein Wohl, zu dem Zwecke, eben dadurch jeden wider seinen Dank und Willen zu zwingen, das allgemeine Wohl zu befördern.“ „Diese Ansicht der Staatskunst,‘“ fährt Fichte fort, „prägt durch ihre eiserne Folgemäßigkeit und durch