Der Künstler zwischen Westen und Osten

132 Hölderlins geistige Heimat

es bauen solle, doch jenen ist der Fehl, daß/sie nicht wissen, wohin? in die unerfahrne Seele gegeben.

Ein Rätsel ist Reinentsprungenes. Auch der Gesang kaum darf es enthüllen, denn wie du anfingst, wirst du bleiben,

soviel auch wirket die Not

und die Zucht, das meiste nämlich vermag die Geburt

und der Lichtstrahl, der

dem Neugebornen begegnet.

Wo aber ist einer,

um frei zu bleiben

sein Leben lang und des Herzens Wunsch allein zu erfüllen, so

aus günstigen Höhn, wie der Rhein,

und so aus heiligem Schoße

glücklich geboren wie jener...

Wer solche Verse liest, darf sich nicht fragen, was meint der Dichter damit, sondern er soll sich von ihnen in eine Weihestimmung versetzen lassen und sich darin der Gott-Natur hingeben und diese selber wird ıhm das reinentsprungene Rätsel lösen. Er soll um die Liebe des Halbgottes, des Rheines, ringen und der Welt, die zu ihm gehört. Wenn er sich dem Quell, dem Sirom, dem Meer, der Wolke, der Bläue des Himmels, dem Sprießen und Sprossen, das der Regen hervorruft, dem Blitz und der Wärme hingibt und derart den ewigen Kreislauf des Wassers selber mitmacht, wird er zum „Vater Äther“ gelangen.