Der Künstler zwischen Westen und Osten

ıho Hamlet

empfänglich für Einflüsse, die ihn nach zwei Seiten abirren lassen; er ist den Zweifeln des Verstandes und den Begierden des Blutes ausgesetzt. Ein Dialektiker und Zyniker.

Der Abgrund in seinem Wesen, der sich durch diese Kluft auftut, gibt dem Geist des Vaters die Möglichkeit, ihn zu erfüllen, um so mehr, als ihn Lebensekel und Selbstmordgelüste infolge der Vermählung der Mutter mit dem Mörder kaum zwei Monate nach dem Begräbnis („Ökonomie Freund!... Die Pastetenreste vom Leichenschmaus zur Hochzeit kalt serviert‘) immer mehr befallen.

Hier ist der Schlüssel zu dem Verlauf des Dramas zu finden. Der alte Hamlet, dieser „Meister im Minieren“, wie ihn der junge nennt, dirigiert die Handlung von Anfang bis zu Ende. Und zwar in retardierender Weise. Er treibt die Lebenden vorwärts, indem er selbst immer wieder zu seinem Tod zurückkehrt.

Ehe noch der Sohn das Verbrechen am Vater mutmaßt, legt sich dessen Geist wie ein Alp auf ihn. Die Reden, die Hamlet führt, sind schon jetzt vom Ermordeten, der Rache begehrt, eingegeben.

Aber der Tote hat sich nicht nur in die Seele seines Sohnes, sondern auch in die seiner treulosen Gattin, Hamlets Mutter, eingenistet. Er wirkt aus den unbewußten Untergründen beider heraus, so daß jedes Wort, das über die Lippen der Königin und Hamlets kommt, zweideutig wird. Die Tragweite dieser Zweideutigkeiten ist weder dem Sohn noch der Mutter überschaubar. Ein Beispiel: