Der Künstler zwischen Westen und Osten

Königin: Laß den gesenkten Blick nicht stets im Staube nach deinem edlen Vater spähn. Du weißt: Uns allen ist’s gemein: Was lebt, muß sterben und in der Zeit das Ewige erwerben.

Hamlet Ja, Königin, es ist gemein. Königin: Wenn dem so ist, was scheint dir hier absonderlich?

Hamlet: Scheint, Königin? Nein, ist! Mir gilt kein Schein! Nicht nur mein dunkler Mantel, gute Mutter, nicht das gewohnte Schwarz des Trauerkleides, nicht schwere Seufzer aus beklemmter Brust, auch nicht der Augen tränenreicher Strom, noch die betrübte Miene des Gesichts und all die Bräuche, Formen, all der Schein des Grams enthüllt mein Wesen dir; — das scheint; Gebärden sind’s, die jeder spielen kann. ‚Was in mir ist, ist über allem Schein, das hier — ist Draperie des Grams allein.

Hamlets tiefstes, in Ahnungen aufdämmerndes Gemütsleben ist von dem entsetzlichen Seeleninhalt durchdrungen, den der Gemordete durch die Pforte des Todes hindurchgetragen hat. Fetzen des Erinnerungsgemäldes jener Mordszene quirlen in seinen Haß- und Verachtungsgefühlen empor. Sein erster Monolog, bevor er noch den Geist gesehen, glüht schon vom Rachedurst des Toten. Der Schluß der Rede läuft in das Gebot zu schweigen aus, gerade wie der Auftritt des