Der Künstler zwischen Westen und Osten
8 Auf der Suche nach der
Rudolf Steiner sucht eine sichere und zugleich allgemeine Basis, um mit Recht sagen zu dürfen: „Der im Menschen lebende Gedanke ist also auch der objektive Gehalt der Welt.“
Führen wir den aufgegriffenen Gedanken weiter: Es handelt sich darum zu zeigen, wie der Begriff lebendig werden kann, um so zur Anschauung dessen zu gelangen, was über das Leblose, Materielle, den bloßen Sinnen Erscheinende hinausreicht, das heißt, um das zu erfassen, was dem Tode und dem Vergehen entrückt ist. Dahin geht ja alle Menschensehnsucht überhaupt. Steiner zeigt, daß dies Goethe in seiner Metamorphose der Pflanzen gelungen ist.
In dem biographischen Bericht über sein botanisches Studium schreibt Goethe: „Das Wechselhafte der Pflanzengestalten, dem ich längst auf seinem eigentümlichen Gange gefolgt, erweckte nun bei mir immer mehr die Vorstellung: Die uns umgebenden Pflanzenformen seien nicht ursprünglich determiniert und festgestellt, ihnen sei vielmehr bei einer eigensinnigen, generischen und spezifischen Hartnäckigkeit eine glückliche Mobilität und Biegsamkeit verliehen, um in so viele Bedingungen, die über dem Erdkreis auf sie einwirken, sich zu fügen und darnach bilden und umbilden zu können.“ Er redet dann über den Einfluß des Bodens, des Klimas usw. und fährt fort: „Wie sie sich nun unter einen Begriff sammeln lassen, so wurde mir nach und nach klar und klärer, daß die Anschauung noch auf eine höhere Weise belebt werden