Der Künstler zwischen Westen und Osten

Hamlet - 153

"Was Raub? Bin ich für nichts an dieser Stelle? Ist dieser Schlüssel nicht in meiner Hand?

Es führte mich durch Graus und Wog’ und Welle der Einsamkeiten her zum festen Stand.

Hier faß ich Fuß. Hier sind es Wirklichkeiten. Von hier aus darf der Geist mit Geistern streiten, das Doppelreich, das große, sich bereiten.

So fern sie war, wie kann sie näher sein!

Ich rette sie, und sie ist doppelt mein.

Gewagt! ihr Mütter! Mütter! müßt’s gewähren! Wer sie erkennt, der darf sie nicht entbehren.

III

Hans Holbein hat in seinem Totentanz einen Astronomen abgebildet, der auf dem Globus die Sternenwege sucht und plötzlich an Stelle der Himmelskugel einen Schädel sieht, den ihm Freund Hein unter die Nase schiebt.

In dieser Szene liegt die ganze Spannweite der erwachenden Bewußtseinsseele beschlossen.

Holbeins Künstlerhand, die wissender war als sein konstruktiver Kopf, hat das Haupt des Menschen und das Gewölbe des Himmels durch den Tod miteinander verbunden. Hätte sein Denken diese Imagination in Begriffen ausdrücken können, so würde er gesagt haben: Die mikrokosmische Form, die als Schädelrund verfestigt ist, muß aus den makrokosmischen Bewegungen, die als Sternenbahnen erscheinen, herausgeboren worden sein. An der Stirn, der Buckelung des Kopfes usw. vermag ich abzulesen, in was für Sphären der Geist weilte, bevor er auf die Erde niederstieg. Der Schädel zeigt die Spuren der geistig-göttlichen Bildekräfte.