Der Künstler zwischen Westen und Osten

ı5A Hamlet

Wenn Holbein heute leben und auf die Zeit zurückblicken würde, die vertlossen ist, seitdem sein Totentanz über Europa gegangen ist, so fiele sein Blick auf die Begräbnisstätte, die Hamlet betritt, nachdem seine Abschiebung nach England zwecks des ihm zugedachten Meuchelmordes mißlungen ist. Ophelias Grab wird gerade geschaufelt. Totenköpfe kugeln hervor. Der eines Politikers, der eines Höflings, der eines Rechtsgelehrten. Den Yoriks, des königlichen Possenreißers, rekognosziert der Totengräber. Hamlet ruft: „Ach, armer Yorik — Ich kannte ihn, Horatio. Ein Bursch von unerschöpflichem Humor, voll der herrlichsten Einfälle. Er hat mich tausendmal auf dem Rücken getragen. Und nun, wie schaudert meine Einbildungskraft davor zurück. Alles kehrt sich um in mir. Da hingen seine Lippen, die ich, wer weiß wie oft, geküßt. Wo sind nun deine Schwänke, deine Kapriolen, deine Lieder? Die Blitze deiner lustigen Laune, wobei gewöhnlich die ganze Tafel in wieherndes Gelächter ausbrach? Und jetzt nicht ein Späßchen mehr, um dein eigenes Grinsen zu verspotten? Ei, so geh doch nun in die Kammer der gnädigen Frau und sag’ ihr: Wenn sie auch zolldick Schminke auflegt, so ein holdes Antlitz muß sie doch am Ende bekommen. Bring sie damit zum Lachen!”

Der Bodensatz des Intellekts, der sich nicht über den irdischen Stoff erheben kann, liegt in den Worten Hamlets:

„Alexander starb, Alexander ward begraben, Alexander wurde wieder zu Staub. Staub ist Erde. Aus Erde machen wir Lehm. Und warum könnte man nicht