Der Künstler zwischen Westen und Osten

Hamlet 155

mit dem Lehm, in den er verwandelt wurde, ein Bierfaß verstopfen?“

Kaum hat er diesen schlechten Witz in Verse umgesetzt, erscheint der königliche Hof mit der Leiche der Selbstmörderin. Laertes, Ophelias Bruder, ruft die Rache des Himmels über Hamlet herab.

O Wehe! und zehnmal Weh auf das verfluchte Haupt, durch dessen Freveltat ihr edler Geist verdunkelt ward,

Es folgt der’gräßliche Kampf in ihrem Grabe, der sich in die Erde selber einbohren möchte. Ein Ringen, das sich der Kainsschlucht entgegenbewegt. Ein Gegenbild der Schädelstätte von Golgatha.

Das Menschenhaupt, als Träger des toten Denkens, vergiftet, wenn es in die Erde versenkt wird, den kosmischen Kern derselben.

Erste Ursache der Vergiftung aber ist die Erbsünde,

Die Heilung kommt von dem Heiligen Geiste, der von der Auferstehung des Christus ausgeht.

In dieser Tragödie bricht eine furchtbare Giftbeule auf; dennoch spürt man die Katharsis. In der Katastrophe waltet Weltgerechtigkeit. Im Tausch der vergifteten Degen sehen wir keinen Zufall, sondern den Eingriff des alten Königs, der das Gottesgericht herbeiführt. Laertes und Hamlet verzeihen sich, bevor sie im Zweikampf fallen. Wir dürfen sie als Doppelstern, der im Mondschein der Schwester und Geliebten aufglänzt, erblicken. Die Königin stirbt durch unbewußte Selbstvergiftung. Der König, der den alten Hamlet gemordet hat, wird dergestalt durch das Gift, das er