Der Künstler zwischen Westen und Osten

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Hamleı 157

Wie mich geheimnisvoll die Form entzückte! Die goitgedachte Spur, die sich erhalten! Ein Blick, der mich an jenes Meer entrückte,

das flutend strömt gesteigerte Gestalten geheim Gefäß, Orakelsprüche spendend! Wie bin ich wert, dich in der Hand zu halten,

dich höchsten Schatz aus Moder fromm entwendend und in die freie Luft, zu freiem Sinnen, zum Sonnenlicht andächlig hin mich wendend?

Goethe schaut in dem Schädel nicht mehr das Bild der Vergänglichkeit, sondern die Schale mit dem Himmelsborn gefüllt. Ihm ist der Tod Inspirator des Lebens. Er gelangt durch den Anblick von Schillers Schädel in dessen Gestaltenwelt.

Würde Holbein, der Christus als Leichnam malte und zu diesem Zwecke die Leiche eines Ertrunkenen, der vom Rhein angeschwemmt ‚wurde, als Modell be' nutzte, davon befriedigt gewesen sein? — Nein! Hier bin ich, hätte er gesagt, trotz der Wahrheit, die in Goethes Dichtung liegt, doch nur im Reich des Scheins. Die Schönheit genügt noch nicht, um den Stoff der Erde zu lebendigen Schöpfungen zu ballen. Dazu gehört eine Kraft, die aus höheren Quellen gespeist wird.

Ein drittes Bild könnte dann vor sein Auge treten. Es gehört nicht dem Theater an, wie die Totenackerszene im Hamlet, noch der Dichtung, wie das Beinhaus Goethes, sondern der Wirklichkeit selber. Wir sehen Rudolf Steiner vor die Menschen treten und jedem, der da hören will, den Erdenwandel deuten. Er hält die