Der Künstler zwischen Westen und Osten

16 Auf der Suche nach der

verwesen, zersiieben, zu Elementen des Weltalls werden, bevor die in dem Wesenskern latent liegende Neuorganisation stattfinden kann. Das Ent-Werden im weitesten Umfang, das Verschmelzen mit dem ganzen Kosmos erst bringt die Möglichkeit einer Wiederverkörperung. Ich zitiere: „Die Seele kann in ihrem von ihr bis zu einem gewissen Grade unabhängigen Wesenskern den Keim zu einem neuen Menschenleben erfühlen, in das dieser die Früchte des gegenwärtigen hinübertragen wird, wenn er in einer geistigen Welt nach dem Tode jene Lebensbedingungen in einer rein geistigen Weise erfahren haben wird, die ihm dann nicht zuteil werden können, wenn er von einem physischen Erdenleibe zwischen Geburt und Tod umhüllt ist, Aus diesem Gedanken ergibt sich dann mit Notwendigkeit der andere, daß das gegenwärtige Sinnesleben zwischen Geburt und Tod das Ergebnis ist anderer langvergangener, in dem die Seele einen Keim entwickelt hat, der nach dem Tode in einer rein geistigen Welt weitergelebt hat, bis er gereift war, ein neues Erdenleben durch eine neue Geburt anzutreten, wie der Pflanzenkeim zur neuen Pflanze wird, nachdem er, losgelöst von der alten Pflanze, in der er sich gebildet hat, eine Zeitlang unter anderen Lebensbedingungen gewesen ist.“

Der Gedanke der wiederholten Erdenleben sollte das abendländische Denken nicht allzusehr befremden. Hat ihn doch Noyalis seinem Roman Heinrich von Ofterdingen zugrunde gelegt. Ist er doch bereits von Lessing, dem größten Aufklärer, zur ethischen For-