Der Künstler zwischen Westen und Osten
298 Über die Jugendbewegung
deshalb auch kulturell symbolisch zu nehmen: Man kämpft um die heilige Pforte, die Asien eröffnet. Soll der, der ihre goldenen Schlüssel erhält, auch das Palladıum moderner Kultur erhalten?“
Die europäische Menschheit, die sich nur mit diesen drei Menschheitsbildern (oder den Abarten derselben) begnügt, ist verloren.
II
Schaut man in die Seelen der heutigen Führer der Jugendbewegung, so findet man fast immer das Phänomen, daß sie aus ihrer eigenen Not heraus reden und dergestalt die Konflikte, mit denen sie selber nicht fertig werden, ihren Schülern vordemonstrieren und aufdrängen. Ihre Zwiespältigkeiten sind die Folgen verkehrter Erziehung, die sie nicht durch Selbsterziehung aufzuheben vermögen. Da spricht zum Beispiel ein Moralıst über Autorität und Freiheit und postuliert gewisse Dogmen. Sein Denken ist nicht genug erkraftet, um sich zu eigener Erkenntnis zu erheben. Er verschweigt jedoch, indem er seinen Mangel als Vorzug ausgibt, daß hier eine Aufgabe vorliegt, die er selbst nicht bemeistert hat, die aber von jedem jungen Menschen — instinktiv — gelöst werden möchte. Statt das Problem bewußt zu machen, verdunkelt er es noch.
Heute sollte — und damit nenne ich die erste Bedingung, welche ‘die Jugend an ihre Führer stellt jeder Erzieher sich eine „Philosophie der Freiheit“ erringen. Ein anderer Jugendführer wird nicht fertig mit dem