Der Künstler zwischen Westen und Osten
2.2 Über die Jugendbewegung
Der junge Mensch will heute Aufklärung, aber nicht nur solche über die physisch-sinnliche, sondern — und viel sehnsüchtiger — solche über die geistig-göttliche Welt. Er will wissen, was es mit der Präexistenz und der Postexistenz und den wiederholten Erdenleben auf sich hat. Er interessiert sich viel brennender dafür, was Plato über die Wiederverkörperung, als was er über die vier Tugenden sagt. Er ahnt, daß diese nicht da wären ohne jene. Wer auf solche Fragen nicht mit heiligem Ernste antwortet, ist für ıhn abgetan. Er läßt sich auch nicht mit dem Einwand von den sogenannten Erkenntnisschranken beschwichtigen. Denn er fühlt das Übersinnliche als Wirklichkeit. Er fragt und wird immer Zlehentlicher fragen: „Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?‘ Und der Erzieher begeht ein Verbrechen, wenn er diese Fragen überhört. Es geht heute nicht mehr an, die Tür zu den geistigen Welten mit Dogmen und Traditionen zu verrammeln.
Das erste, was Dr. Steiner der Jugend, die ihn in ihren Nöten gerufen hatte, sagte, war: Ihr habt andere Kräfte in euch als die frühere Generation und deshalb fühlt ihr euch unverstanden und vereinsamt. Die Kluft zwischen euch und den Alten ist die zwischen zwei Zeitaltern, dem finsteren, das nur von einer Welt der Sinne wußte, und dem lichten, das die geistige Welt begreift, wenn die Seelen aus freiem Entschluß sich zum Erkennen erheben. Ihr habt Keime zu neuen Fähigkeiten in euch. Die ältere Generation besitzt noch keine Organe, um das, was in euch wächst, wahrzunehmen, geschweige denn, es zu pflegen. Aber ebenso-