Der Künstler zwischen Westen und Osten
hl Über die Jugendbewegung
versitäten kam, so begegnete er Gelehrten, die nicht mehr für .die Menschen, sondern nur noch für die Wissenschaften existierten. Diese Wissenschaften schienen ein objektives, vom Leben abgesondertes Dasein zu führen. Sie wandelten als etwas Unmenschliches unter Menschen herum. (Wodurch natürlich nichts Abschätzendes gegen das opferfreudige Wirken der Forscher, die oftmals Leben und Gesundheit auf das Spiel setzten, gesagt ist.) Aber der junge Student suchte im Laboratorium, in der Klinik und auf der Bibliothek den Menschen, von Weisheit begeistert, die bis ins Physische drang, im Blick und in der Gebärde, im Blute leibte und lebte; — aber nicht Schatten und Schemen. Das Wissen, das ihm vermittelt wurde, schnitt ihn ab von der Natur, es gab ihm Bleigewichte statt Flügel.
Steiner schilderte, wie die Jugend, die auf die Universität kam, um „objektive Wissenschaften” zu studieren, empfand, als würde ihr etwas genommen. Ein Wesen schlich sich beiseite, weil es sich nicht sehen lassen durfte, wenn der Professor das Podium betrat. Das war „Sophia“. Und „Philo“ folgte ihr.
Aber die angehenden Mediziner, Juristen und Theologen, die berufen waren, die Menschheit gesund, gerecht und gut zu machen, verfielen, als die Liebe zur Weisheit sie verließ, doch recht gewöhnlichen Liebhabereien. Allerlei „Seelenretter‘‘ traten auf. Auf vielen Hochschulen wurden Lehrstühle für Ethik errichtet. Ein sicheres Zeichen, daß diese im Schwinden begriffen war.