Der Künstler zwischen Westen und Osten
250 Brief eines jungen Menschen
des Zivilisationswillens zu eigen machen oder sie widerlegen. Der Jüngere aber wird die Landschaft als Zuflucht, als Erlösung von der Stadt, als eine Stätte, das goldene Zeitalter nachzuempfinden, erleben. Ihn wird Rousseau in der Empfindung als geistiges Wesen begleiten. Und er wird diesen Begleiter verehren oder von sich stoßen, je nach seiner Gemütsart.
Die Gestalten der großen Geister umschweben in der Tat den jungen Menschen immer, ob er es zugibt oder nicht; sie wirken, wenn er nur ihren Namen hört, bis tief in das Gefühl hinein. Und zwar nahen sich ihm von der einen Seite religiöse Geister wie Pascal und von der anderen naturwissenschaftliche wie Darwin. Zwischen beiden schreitet er und empfindet eine Kluft, die sein Denken noch nicht überbrücken kann. Und in diese Kluft brausen Geister wie Nietzsche, Dostojewski oder Otto Weininger hinein und drohen die Seele in das Chaos zu führen.
In diesem Zeitpunkt vermag den Menschen nur die Liebe, in der das Menschheitliche lebt, zu bewahren. Ich suchte dieses Allgemeine in den Naturwissenschaften. Tag für Tag trug ich meine hingebende Begeisterung in die Hörsäle und in die Laboratorien, zum Mikroskop und zum Reagenzglas. Es fiel mir, besonders als die Examen sıch nahten, auf, daß es mir, wenn ich vom Experimente kam, schwerer wurde, jene umfassende Empfindung zu erleben. Ich begann damals, die Dinge mehr nach ihren Äußerlichkeiten zu betrachten. Runzeln, krumme Nasen und Mißpickel fielen mir mehr als sonst an den Gesichtern auf. Diese er-