Der Künstler zwischen Westen und Osten
96 Der Künstler zwischen Westen und Osten
darf wohl sagen: einen Schutzgeist. Goethe nennt sie „die Gute-Schöne“. Es ist das ehemalige „nußbraune Mädchen“, das Pächterskind, das Leonardo liebt mit einer „Leidenschaft des Gewissens‘, denn er hat ihm weh getan, und das er unvermutet hier wiederfindet. Diese ‚‚Gute-Schöne“ hat durch ihr Schicksal als Agrarproletarierin, die sie wurde, viel gelitten. Gerade deshalb wurde sie gut und schön; eine Helferin anderer, die leiden. Sie sieht, wıe dıe Webmaschme vom Tal heraufkommt und dem Glücke der Heimarbeiterinnen ein Ende bereitet. „Was mich aber drückt, so sagt sie zu Leonardo, ‚ist doch eine Handelssorge, leider nicht für den Augenblick, nein! für alle Zukunft. Das überhandnehmende Maschinenwesen quält und ängsligt mich; es wälzt sich heran wie ein Gewitter, langsam, langsam; aber es hat seine Richtung genommen, es wird kommen und treffen.“
Symptomatisch für das beginnende technische Zeitalter ist diese Stelle in den Wanderjahren: Die Menschheit steht an einem Scheideweg.
„Hier bleibt nur ein doppelter Weg, einer so traurig wie der andere: entweder selbst das Neue zu ergreifen und das Verderben zu beschleunigen oder aufzubrechen, die Besten und Würdigsten mit sich fortzuziehen und ein günstigeres Schicksal jenseits der Meere zu suchen.“
So sagt die „Gute-Schöne“. In der Tat, die Maschine tritt hier als Schicksal auf, und zwar als entseelendes. Wird sie die gute-schöne Seele zerstören?
Bis jetzt saßen die Weberinnen am Webstuhl und arbeiteten, was sie Schönes draußen sahen und Gutes