Der Künstler zwischen Westen und Osten

Der Künstler zwischen Westen und Osten 27

drinnen fühlten, in das Gewebe hinein. Sie waren glücklich. Das hört auf. Der Siegeszug der Jacquardınaschine‘geht bis in das Gebirge hinauf. Sie arbeitet schneller und bringt größeren Verdienst. Sie ist auch leichter zu handhaben. Aber sie läßt den inneren und äußeren Menschen verkümmern. Man kann zu ihrem Getöse nicht mehr singen, am wenigsten Psalmen. Man führt in den Sälen, die von ihr durchdröhnt werden, Gespräche, die dem Intellekt und Trieb entspringen, in denen aber das vermittelnde Gemütliche fehlt. Man leidet darunter. Man grollt und klagt an. Man wird, unweigerlich, auf Umsturz sinnen.

Leonardo beginnt nun der „Guten-Schönen‘“, als sie ihm ihre Sorgen berichtet, von einer Vereinigung geistig strebender Menschen zu erzählen, denen er selber angehört und die eine neue Gemeinschaft vertreten, von den „Oberen des Bandes‘. Sie besitzen einen Schatz übersinnlicher Erkenntnisse und dieser hat seine schönste Perle in der Lehre von den drei Ehrfurchten. In der Ehrfurcht vor dem, was über uns ist, in der Ehrfurcht vor dem, was gleich uns ist, und in der Ehrfurcht vor dem, was unter uns ist. „Jene letzte Relision, die aus der Ehrfurcht vor dem, was unter uns ist, entspringt (so sagt der Älteste zu Wilhelm Meister, als über die Gesinnung dieser Gesellschaft gesprochen wird), jene Verehrung des Widerwärtigen, Verhaßten, Fliehenswerten geben wir einem jeden nur ausstattungsweise in die Welt mit, damit er wisse, wo er dergleichen zu finden hat, wenn ein solches Bedürfnis sich in ihm regen sollte.“ Von dieser ‚letzten Religion“, die mit