Der Künstler zwischen Westen und Osten
28 Der Künstler zwischen Westen und Osten
dem Heranrücken des technischen Zeitalters kommen soll, um die Gegenkräfte des Geistes wachzurufen, erzählt Leonardo der „‚Guten-Schönen“. Er spricht von den übersinnlichen Erkenntnissen, die ihr zugrunde liegen. Er enthüllt die Mysterien des Todes und der Auferstehung. Er sagt der „Guten-Schönen“ das Wahre.
„Sie beruhigte sich, staunte, erheiterte, entfaltete ihr ganzes Wesen und fragte mit solcher Neigung und Klugheit, daß ich ihr nicht mehr ausweichen konnte, daß ich ihr alles bekennen mußte.‘
Goethe suchte derart das Schicksal, das Gefahr lief, nur mehr von wirtschaftlichen Faktoren bestimmt zu werden, an das Geistige wiederum anzuknüpfen. Die Technik, die dem wachesten und bewußtesten Intellektualismus entspringt, der vom Westen her seinen Ursprung genommen, erlangt auf solche Weise wiederum den Anschluß an eine Gesinnung, die sie dem Abgrund zu entreißen vermag. In der Weisheit jener Gemeinschaft war die Gewähr gegeben, daß der Mensch dem Ansturm der verhärtenden, verödenden, vertrocknenden Kräfte, der Todeskräfte des egoistischen Selbstbewußtseins, nicht erliegen würde. Denn es lebte in dieser Vereinigung der Archetypus der Menschheit selbst, dergestalt, daß sie niemals zu einer kapitalistischen Handelsgesellschaft, zu einer Vertrustung führen konnte.
Goethe wollte die Rettung Europas vor der Mechanisierung in die Wege leiten. Dieser Wille geht durch sein ganzes Werk. Er will beleben, nicht entseelen. Man denke an jene Stellen in den Wanderjahren, wo