Der Künstler zwischen Westen und Osten
Der Künstler zwischen Westen und Osten 3ı
‚Luftraum‘, ‚Dunst‘, ‚Staub‘, neben der seelischen Bedeutung ‚innere Regsamkeit‘, ‚Leidenschaft. Radschas ist in diesem Sinne nichts anderes als der zwischen Licht und Finsternis gewobene ‚Schleier der Trübe‘, wie wir ihn aus Goethes Farbenlehre kennen, jener Schleier der Trübe, der als Medium des Lichtes die lichte Farbe Gelb (bei Steigerung der Trübe Orange bis Rot), als Medium der Finsternis die Dunkelfarbe Blau erzeugt. Wie sinnvoll erscheinen uns jetzt die Bedeutungen ‚Luftraum‘, ‚Dunst‘, ‚Staub‘ neben den Beziehungen zu Wörtern, die ‚Farbe‘ und ‚Röte‘ bedeuten, wenn wir uns erinnern, wie ja gerade durch die trüben Dünste der Atmosphäre das Rot der aufgehenden und untergehenden Sonne bewirkt wird.“
Was Goethe neu entdeckte, das besaßen die orıientalischen Weisen in uralter Zeit, wenn auch in ganz anderer Ausgestaltung. Sie hatten einen Lichtdienst. „Ormuzd, König der Wirklichkeit,“ so lautet ein Gebet Zarathustras, „laß Größe und Glanz der Sonne sich mehren, die nicht stirbt, die Glanz blitzt und läuft wie Siegesheld.‘ Ihnen war das Licht etwas Heiliges. Aber nicht nur das Licht, nein auch die anderen Elemente. In dem Vermächtnis altpersischen Glaubens schreibt Goethe:
„Auf das Anschauen der Natur gründete sich der alten Parsen Gottesverehrung. Sie wendeten sich, den Schöpfer anbetend, gegen die aufgehende Sonne, als der auffallend herrlichsten Erscheinung. Dort glaubten sie den Thron Gottes, von Engeln umfunkelt, zu erblicken. Die Glorie dieses herzerhebenden Dienstes