Der Künstler zwischen Westen und Osten

Der Künsiler zwischen Westen und Osten 33

verwandelte sich der Dienst der Erde gegenüber: das Bäumepflanzen, der Getreidebau, das Straßenziehen, in den allzu innigen Genuß des Himmlischen, in eine wollüstige Anbetung, die irdischen Müßiggang zur Voraussetzung hatte, in einen Fatalismus, der die Hände nicht mehr so fleißig rühren machte.

Goethe schreibt von der mohammedanischen Religion: „Unbedingtes Ergeben in den unergründlichen Willen Gottes, heiterer Überblick des beweglichen, immer kreis- und spiralartig wiederkehrenden Erdetreibens, Liebe, Neigung, zwischen zwei Welien schwebend, alles Reale geläutert, sich symbolisch auflösend.“

Aber Goethe gab es nicht auf, indem er sich dem Schicksalslauf überließ, die Gesetzmäßigkeiten desselben zu erforschen. Er vergaß und berauschte sich nicht. Er hielt den ich-auslöschenden Gewalten, die vom Oriente herandrangen, mit der westlichen Denkart, die wach und bewußt ist, die Wage. Mit seiner ‚‚anschauenden Urteilskraft“ verfolgte er die Fäden der Geschicke der einzelnen Menschen, erst empfindungsgemäß, wie im Werther, dann sich zu Intuitionen steigernd, wie im Wilhelm Meister. Er durchforschte das Innere mit Erkenntniskräften und kam zuletzt dazu, in der Menschenseele ein ganzes Weltall zu finden, ein Abbild des Kosmos, eine innere Gestirnswelt. Es sei hier an die Charakterisierung Makaries, der Seherin der Wanderjahre, erinnert.

„Makarie befindet sich zu unserem Sonnensystem in einem Verhältnis, welches man auszusprechen kaum

3 St.K.