Der Künstler zwischen Westen und Osten

Der Künstler zwischen Westen und Ösien 37

Zukunftsbedeutung gehabt haben würde. Niemand wird behaupten, daß Napoleon von Goethe einen Rat erwartet hätte. Und hätte dieser ihn gegeben, Napoleon würde ihn nicht angenommen haben. In Napoleon wirkte die Goethes Geistesart entgegengesetzte Kraft, der Wille zur Macht,‘ der Mitteleuropa unterworfen hatte und sich nun anschickte, Rußland zu besiegen.

Würde der Imperator den Humanus, den der Dichter in sich irug, aufgenommen und nach dem Osten geführt haben (statt den Dämon in der Seele), so wäre er in Rußland wie ein Heilsbringer aufgenommen worden. Nicht wäre Moskau in Feuer aufgegangen. Nicht wäre sein Heer erfroren. Nicht wäre er auf St. Helena abgesondert worden, als Gefangener Englands. Napoleon mußte aus weltgeschichtlicher Folgerichtigkeit an der Weltmacht, die befugt ist, die Wirtschaft über die Erde zu verbreiten, scheitern. England mußte ihm zum Schicksal werden.

Nach dem Sturze von Napoleons rotglühendem Gestirn zersplitterte sich Europa wiederum in Nationalismen. Und während sich diese an Altertümern zu restaurieren schienen, vermehrten sich, zuerst fast unmerklich, dann gewaltig anschwellend, jene beiden Einflüsse von Westen und von Osten,

Die Naturwissenschaften nehmen überhand. Die Beobachtung, die ganz auf das Experiment abstellt, wird zur Methode erhoben. Die Anschauung, daß das Sinnliche das einzig Tatsächliche sei, wird zum Axiom. Dem Milieu und der Vererbung wird ein ganz anderer Wert