Der Künstler zwischen Westen und Osten

hh Der Künstler zwischen Westen und Osten

Zwischen Währheit und Güte scheint ihm ein Abgrund zu klaffen, den er nimmermehr zu überbrücken vermag. Die Schönheit, die er als Erbgut noch besitzen mag, sei sie griechischen oder gotischen Ursprungs, wird auf der einen Seite von der Krankheit, auf der anderen vom Wahnsinn gefährdet. Ein Zerrbild des Menschen entsteht.

Nun bitte ich, von diesem Standpunkt aus den problematischsten Roman seit Goethes Wanderjahren, die Brüder Karamasow, zu betrachten. Weder Zolas Milieuromane noch Strindbergs Beichten reichen‘ an dieses Werk heran.

Wir haben einen Russen vor uns, den alten Karamasow, einen Trunkenbold und Wollüstling, der siech im Innersten ist. Seine vier Söhne Dimitry, Iwan, Alyoscha und Smerdjakow tragen seine Vererbungsmerkmale. Sie wollen sich von ihm befreien. Aber sie fühlen sich in seinem Blute und empfinden mehr oder weniger bewußt, daß sie sich selber zu verwandeln haben. Dies quält sie, je nach ihrer Wesensart: Sollen sie, um frei zu werden, den Vater abstoßen oder erlösen? Vernichtungsgedanken und Erlösungswille wechseln in ihnen.

Der Staretz, als Vertreter des „rechtgläubigen“ Christentums, steht vor ihnen. Ein Vorbild der Liehe. Er hat den Christus in sich, aber er kann ihn nicht auf die vier Brüder übertragen, so daß er in diesen auch in Liebe zu walten vermöchte.

Sossima, der Staretz, stirbt. Die Verwesung seines Leibes erfüllt das Kloster, ‘und in dem Verwesungs-