Der Künstler zwischen Westen und Osten

Der Künstler zwischen Westen und Osten 51

geistigen Welt wurzelnde Gesinnung, welche die Technik so gestalten kann, daß sie guten Zwecken dienen wird. Hier tut Nachfolge not. Wir können heute nicht mehr in unserer engen Heimat bleiben oder gar in unserer Einsiedelei, wir müssen „den Begriff einer Weltfrömmigkeit fassen“, wie Goethe sagt, „unsere redlich-menschlichen Gesinnungen in einen praktischen Bezug ins Weite setzen und nicht nur unsere Nächsten fördern, sondern zugleich die ganze Menschheit mitnehmen“.

Wir sollten uns dabei bewußt bleiben, daß wir vor einem immer noch wachsenden Anschwellen der Technik stehen, das Verödung und Verwilderung mit sich bringen wird. Und vor einer Renaissance desOrientes, die größere Gewalt als die griechisch-lateinische haben wird, indem sie alles mögliche Über- und Untersinnliche zutage fördern kann. Hier hilft nur der lebendig in uns wirkende Begriff eines viel höheren Menschentums, als es bisher in irgendeiner Gemeinschaft hochgehalten worden ist. Die Seelenverfassung des Orientes erleichtert die Herrschaft eines Usurpators. Die des Westens den Ameisenstaat. Aber weder der Monarch noch der Sozialismus vermögen dem einzelnen Schutz und Gewähr einer Weiterentwicklung zu geben. Nichts anderes als die Aufnahme des Menschheits-Ichs in das persönliche Ich gibt uns die Kraft, zu existieren. Dann aber vermag weder die Angst vor der Mechanisierung, noch die Sehnsucht nach der Mystik die Individualität zu gefährden. Im Gegenteil, der Mensch vermag gerade dadurch, daß er sich tapfer in diese beiden

Lebensarten hineinwagt und sie mit seinen lebendigen 4* i