Der Künstler zwischen Westen und Osten

56 Über apollinische und

herrscht, wie sich Bachofen ausdrückt, fast durchweg das Vaterrecht.

In den vorangehenden, mythischen waltet das Mutterrecht. Athen und Rom sind Staaten der Paternität. Troja, das im Nebel der Sage zu verschwinden scheint, eine Stätte der Maternität.

Bachofen geht von einer Äußerung Herodots aus, wonach die Lycier ihre Kinder nicht nach den Vätern, sondern nach den Müttern benannten. Die mütterliche Ahnenreihe ist das maßgebende. Einer tieferen Nachforschung, wie er sie in seinem Hauptwerke „Das Mutterrecht‘ anstellte, ergab sich sodann, daß dieses Vorkommnis nicht vereinzelt dastand, nicht Eigenart eines bestimmten Volkes war, sondern Merkmal einer Kulturstufe überhaupt. Gynaikokratische Zustände fand Bachofen nicht nur in Lycien, sondern auch auf Lemnos und Kreta, bei Lokern und Karern, in Äsypten und Indien usw.

Der mütterliche Name, das mütterliche Erbgut, die Heiligkeit weiblicher Opfer, die Unsühnbarkeit des Muttermordes, die Stellung der Mütter im Mythos —, unzählige Tatsachen führt er zur Stütze seiner Thesen heran.

Der Mythos wird von ihm, um seine eigenen Worte zu gebrauchen, ‚als echtes, von dem Einfluß frei schaffender Phantasie durchaus unabhängiges Zeugnis der Urzeit anerkannt...‘, „als unmittelbare historische Offenbarung, folglich als wahre, durch hohe Zuverlässigkeit ausgezeichnete Geschichtsquelle.“