Der Künstler zwischen Westen und Osten

62 Über apollinische und

kratischen Weltalter an das Blut der Generation gebunden gewesen, nicht jedoch als etwas Unsterbliches an den einzelnen Menschen. Das Einzel-Ich unsterblich zu machen, sah Dionysos als seine Aufgabe an. Aber indem er sich der Stofflichkeit hingab, wurde er zerstückelt. Wohl ging das Ich, das durch die Geschlechterreihe floß, von der Generation auf die Person über, aber es wurde damit den Gesetzen der Vergänglichkeit unterworfen. Wohl kam die Seele, die sich nach dem Tode vom Leibe löste, über den Mond hinaus, wenn sie ihre Himmelswanderung begann, aber sie mußte unweigerlich wieder zur Erde zurück, um ihren ewigen Kreislauf von neuem zu beginnen, und sie wußte keine Gewähr, ob sie nicht endlich dem Untergang verfallen würde. Wohl trat die Menschheit aus einer Kultur, in der Milch und Honig floß (denn dies ist ein Kennzeichen des gynaikokratischen Zeitalters), in eine solche über, wo der Wein zu strömen begann. Und der Wein stärkte das Ich-Bewußtsein und schloß es in sich selber ab, aber er band es an den Rausch, den Trieb, die Erniedrigung und drohte es derart ın ein Zeitalter zurückzuwerfen, das weit hinter dem des Mutterrechtes lag, in das „hetärische“. Bachofen glaubt, bevor das Mutterrecht herrschte, hätte die Menschheit einer Lebensweise gefrönt, die ihr Bild im Sumpfe mit seinen Gewächs und Getier, mit Schilf und Schlamm und Schlange, Schildkröte, Schattenfischen finde. Aus dieser Niederung hätte sich erst das Höhere herausgehoben.

Wenn Bachofen die Aufgabe seiner Untersuchung