Der Künstler zwischen Westen und Osten

dionysische Weltanschauung 63

‘ darin sieht: „das bewegende Prinzip des gynaikokratischen Weltalters darzulegen und ihm sein richtiges Verhältnis einerseits zu tieferen Lebensstufen, anderseits zu einer entwickelteren Kultur anzuweisen,‘‘ so hat er nur den zweiten Teil dessen, was er sich vorgenommen, auszuführen vermocht. In wundersamer Folgerichtigkeit stellt er den Übergang des Mutterrechts in das Vaterrecht dar. Aber wenn er in der Sumpfbildung das Gegenbild einer allgemeinen Menschheitsstufe sieht, die vor der gynaikokratischen liegen soll, so irrt er sich. Der Sumpf ist eine Degenerationserscheinung, aber kein Ursprung. Ein Übergang, aber kein Anfang. Er ist zwischen Wasser und Land vorhanden. Bachofen nennt einmal Alpha den Grundvokal, mit welchem das Wasser bezeichnet wird. Aqua, apa, Acheron, Achaia, das schweizerische Ach oder Aa als Benennung eines Baches: Immer werden wir durch diesen Laut zum Wasser geführt.

„Alles stammt aus dem Wasser.‘ Dieser Satz des Thales gilt auch für den Philologen. Mit Thales hat Bachofen überhaupt eine gewisse Seelenverwandtschaft. Er ist still, ruhig, phlegmatisch wie dieser. Rudolf Steiner sagt in seinen „Rätseln der Philosophie“: „Man nannte das melancholische Temperament das erdige; das phlegmatische das wässerige; das sanguinische luftarlig; das cholerische feurig. Das sind nicht bloße Allegorien. Man empfand (in der frühgriechischen Periode) nicht ein völlig abgetrenntes Seelisches; man erlebte

in sich ein Seelisch-Leibliches als Einheit ; und in dieser