Der Künstler zwischen Westen und Osten

dionysische Weltanschauung 65

übergeht und wie dieses sich weiterentwickelt, klassisch bleiben.

Wir sehen, wie sich diese Paternität zum römischen Rechte herauskristallisiert. Auf profanem Gebiete finden wir als Ende dieses Zeitalters die heutige Staatenbildung. Auf religiösem den Katholizismus. Unsere ganze Kultur ist eine solche der Paternität, die ins Übermaß gesteigert wurde.

Der große Krieg scheint mir eine ungeheure Reaktion. Er hat mit dem trojanischen das gemeinsam, daß er am Ausgang einer Epoche steht, die sich in ihrer Einseitigkeit überlebt hat. Damals ging eine Kultur dem Ende zu, die auf einem atavistischen Hellsehen aufgebaut war. Heute eine solche, die auf einem nur intellektuellen Wissen beruht. Was die Verstandesfähigkeit ergänzen soll, sehen heute erst wenige. Einige ersehnen sich Zustände, wie sie im silbernen Zeitalter herrschten. Wenn ein Dichter wie Goering in seiner Seeschlacht die Tragödie mit dem Schrei „Mutter“ einleitet, so folgt er unbewußt dieser Tendenz. Der Marienkult der Katholiken hat den gleichen Grund. Obschon nämlich der Katholizismus auf dem römischen Rechte, das er verinnerlicht, fußt, und folglich auf der Paternität, so zeigt sich doch bei einigen, und zwar den eifrigsten Geistern eine Gegenrichtung. Vor der Verdammung schützt die Fürbitte. Ich nenne hier den größten Verehrer, wenn auch nicht den zartesten, der Mutter Gottes, Alfons von Liguori, der bekanntlich von Pius dem Neunten zum Doktor ecelesiae erhoben worden ist und dadurch den größten Geistern des Katholizismus

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