Der Künstler zwischen Westen und Osten

66 Über apollinische und

gleichgesetzt erscheint. Er hat, wie Friedrich Heiler in senem Buche „Der Katholizismus, seine Idee und seine Erscheinung‘ mit Recht sagt, „das für evangelische Christen blasphemisch klingende Wort ausgesprochen: „Es ist schwer, durch Christus, aber leicht, durch Maria selig zu werden.“

Es sei mir erlaubt, folgendes Zitat dieses Kenners des Katholizismus beizufügen:

„In der langen Geschichte der christlichen Theologie hat das Heidentum nie so triumphiert wie bei Alfons. Er vertritt aber nicht nur den Paganısmus der vulgär-katholischen Frömmigkeit, sondern ebenso den judaistischen Gesetzesgedanken, und zwar in der extremsten Form. Die legalistische Idee ist das Grundprinzip seiner Moraltheologie; er hat die kasuistische Methode der jesuitischen Theologen weitergeführt und ihr zum Sieg in der römischen Ethik verholfen. Er selber freilich ist ein Opfer seines moral-theologischen Prinzips geworden. Alfons von Liguori ist der größte Skrupulant, den die Geschichte der katholischen Heiligen kennt. Gesetzesgedanke, Sündenangst und Höllenfurcht treiben ihn ruhelos umher und lassen ihn nirgends Sicherheit, Frieden und Seligkeit finden. Er, der durch seine moraltheologischen Lehrbücher „Führer“ von zahllosen Beichtvätern und Seelsorgern geworden ist, vermag selbst keine sittliche Entscheidung zu treffen. In seiner Unfreiheit und Unsicherheit wirft er sich ganz der kirchlichen Autorität in die Arme, In der Hierarchie findet er einen Stütz- und Ruhepunkt. Alfons hat sich mit aller Entschiedenheit für