Der Künstler zwischen Westen und Osten

dionysische Welianschauung 67

die Unfehlbarkeit des Papstes eingesetzt und dadurch den Lieblingsgedanken des römischen Kurialismus gefördert. Es war in gewissem Sinne eine Pflicht der Dankbarkeit, daß Pio Nono kurz nach der vatıkanischen Entscheidung diesem Infallibilitätstheologen den Ehrentitel des Kirchenlehrers verlieh.“

Hier, wo das Oberhaupt der katholischen Kirche, der Papst, unfehlbar erklärt wird, haben wir den Gipfelpunkt der Paternität erreicht.

In religiöser Hinsicht nimmt die Gewalt der Paternıtät immer noch zu.

In weltlicher hat sie dem Chaos weichen müssen. Die sogenannten Regierungen Europas lassen sich treiben. Keine weiß, wo sie landen wird.

J. J. Bachofen war Philologe und Archäologe. Er ging vom Material aus, das ihm als Wort oder Bildwerk, als Kulturdokument überliefert wurde. Er belebte seinen Stoff, aber er vermochte nicht, über ihn hinaus zu einer Forschung vorzuschreiten, die dieses sichtbare Erbgut entbehren konnte. Jede philosophische Spekulation wies er ab.

Der Gedanke liegt nah, ob der Vorwurf eines „abstrakten Verstandesspieles‘‘, den Bachofen den zeitgenössischen Denkern macht, auch Nietzsche treffen könnte, der kurze Zeit nach dem Erscheinen des ‚‚Mutterrechtes“ nach Basel berufen wurde. Wir antworten: Nein. Sein Jugendwerk ‚Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik“ ist der Anfang eines Denkens, das Stützpunkte erringt, die nicht mehr im StofflichHistorischen liegen. Wie der Beginn eines neuen My-

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